Die ungeliebte Troika ist zurück Gläubiger sind in Athen gelandet
27.07.2015, 15:05 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der nächste Akt im Griechenland-Drama nimmt Fahrt auf: Nach mehreren unplanmäßigen Verzögerungen sollen die Gespräche über neue Finanzhilfen nun "unverzüglich" beginnen. Aus Athen verlauten allerdings andere Angaben zum Verhandlungsstart.
Während bekannt wird, welchen Plan B Griechenlands ehemaliger Finanzminister Yanis Varoufakis im Falle eines Grexits in der Schublade hatte, ist die ungeliebte Troika nach Athen zurückgekehrt. Vertreter der internationalen Gläubiger-Institutionen trafen zu Verhandlungen über ein drittes Kreditprogramm in der griechischen Hauptstadt ein.
Die Gespräche würden "unverzüglich" beginnen, "in dem Moment, in dem wir reden", sagte Mina Andreeva, eine Sprecherin der EU-Kommission, beim täglichen Pressebriefing in Brüssel. Dagegen hieß es aus griechischen Regierungskreisen, Beginn der "Verhandlungen mit den technischen Teams" sei am Dienstag.
Die Verhandlungen führen EU, Europäische Zentralbank (EZB) sowie der Internationale Währungsfonds (IWF), die sogenannte Troika. Erstmals nehmen auch Vertreter des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), des Unterstützungsfonds der Eurozone, teil. Kommissionssprecherin Mina Andreeva sagte, mehrere Missionschefs seien bereits in Athen. Sie fügte hinzu, bis Mittwoch dürften alle da sein.
Zu den Verzögerungen war es gekommen weil die griechische Regierung die Experten der an den Verhandlungen beteiligten Institutionen aus Sicherheitsgründen in einem Hotel etwa eine Dreiviertelstunde außerhalb Athens unterbringen wollte. Die allerdings lehnten das ab, weil sie darin eine Einschränkung des direkten Kontakts mit den Ministerien in Athen sahen.
Für das pleitebedrohte Griechenland drängt die Zeit: Bei den Verhandlungen über das dritte Hilfspaket geht es um bis zu 86 Milliarden Euro für das Krisenland. Abgeschlossen werden sollen sie bis Mitte August, da Griechenland dann neues Geld braucht. Das Paket soll am 20. August im Parlament beschlossen werden. Vorbereitet wird inzwischen auch die Wiedereröffnung der Athener Börse, die den ganzen Juli über geschlossen war.
Varoufakis beeindruckt von Verleumdungen
Unterdessen forderten die griechischen Parteien eine schnelle Klärung der Berichte über einen angeblichen geheimen "Grexit"-Plan von Varoufakis. Einem Bericht der griechischen Zeitung "Kathimerini" zufolge soll dieser den Aufbau eines parallelen Zahlungssystems für Griechenland geplant haben. Das gehe aus einem Mitschnitt einer Telefonkonferenz von Varoufakis mit führenden Hedgefonds-Mitarbeitern am 16. Juli hervor, berichtete die Zeitung. Ein Radiosender veröffentlichte eine Aufnahme, auf denen diese Aussagen zu hören sein sollen. Ob die Aufzeichnung echt ist, war zunächst unklar.
Der stellvertretende Finanzminister Dimitris Mardas sagte im griechischen Rundfunk, diese Pläne seien bei Sitzungen der Regierung nie zur Sprache gekommen. Varoufakis selbst schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: "Ich bin beeindruckt von der Fantasie meiner Verleumder". Der britischen Zeitung "Telegraph" sagte er, seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. 24 Abgeordnete der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) forderten die Regierung auf, den Fall zu klären, wie das Staatsradio (ERT) berichtete.
Quelle: ntv.de, dsi/AFP