Virus-Ernstfall in Deutschland Grüne wollen Schulen schrittweise öffnen
14.04.2020, 05:45 Uhr
Leere Klassenräume, verwaiste Schulen: Wann kann Deutschland in der Coronavirus-Pandemie wieder zum Alltag zurückkehren?
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Empfehlungen der Experten liegen vor, nun muss die Politik entscheiden: Wann werden Corona-Beschränkungen wieder gelockert? Die Debatte darüber ist kurz vor Merkels Telefonkonferenz mit den Länderchefs in vollem Gange.
Kommt es nach Ostern zur Aufhebung der massiven Einschränkungen im öffentlichen Leben und der Wirtschaft? Vor der möglicherweise entscheidenden Beratungsrunde von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten am Mittwoch fordern immer mehr Politiker Lockerungen der strikten Coronavirus-Maßnahmen.
Die Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck plädierten dafür, Schulen und auch Kitas in einem mehrstufigen Vorgehen wieder zu öffnen, wobei aber auch hier noch eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden sollte. In einem Schreiben an die Parteimitglieder heißt es, "Abschlussklassen sollten als erste wieder in die Schulen". Auch die Klassen eins bis sechs sollten Priorität haben, weil die Betreuung der jüngeren Schüler besonders wichtig sei.
"Kitas sollten schrittweise geöffnet werden", so Baerbock und Habeck - erst für Kinder mit einem Elternteil in sogenannten systemrelevanten Berufen, dann auch für andere, vor allem an Orten mit geringen Infektionszahlen. Sowohl für Schüler als auch Kita-Kinder schlagen die beiden vor, Gruppen aufzuteilen, um sie zu verkleinern. Ein Expertenkreis der Nationalakademie Leopoldina hatte in einer am Ostermontag vorgelegten Empfehlung dazu geraten, Kitas bis zu den Sommerferien im Notbetrieb zu lassen, und nur Fünf- bis Sechsjährige mit höchstens fünf Kindern im Raum auf den Übergang in die Grundschule vorzubereiten.
Die SPD-Ministerpräsidenten dagegen wollen mögliche Lockerungen an eine Reihe von Indikatoren knüpfen. Unterdessen sprach sich Bundesbildungsministerin Anja Karliczek für eine Maskenpflicht aus. Die nationale Wissenschafts-Akademie Leopoldina hatte am Ostermontag für einen "realistischen" Zeitplan zurück zur Normalität plädiert.
"Sobald wie möglich"
Die einflussreichen Wissenschaftler empfahlen, Schulen "sobald wie möglich" wieder zu öffnen - angefangen bei Grundschulen sowie Unter- und Mittelstufen. Die Leopoldina nannte allerdings auch zahlreiche Voraussetzungen, damit das öffentliche Leben wieder normaler ablaufen kann: Die Zahl der Neuinfektionen müsse sich auf niedrigem Niveau stabilisieren, hieß es etwa. Kliniken bräuchten genug Reserve. Schutzmaßnahmen wie Hygiene, Abstandsregeln und auch das Tragen von Schutzmasken müssten eingehalten werden. Dann könnten Einzelhandel und Gastgewerbe wieder öffnen, Menschen wieder reisen.
Für den öffentlichen Nahverkehr empfehlen die Wissenschaftler eine Mundschutz-Pflicht. Dazu sagte Bildungsministerin Karliczek der "Passauer Neuen Presse": "Alle Vorsichtsmaßnahmen wie die Abstands- und Hygienegebote müssen weiterhin strikt eingehalten werden - und zusätzlich muss ein Mund-Nase-Schutz im öffentlichen Raum getragen werden, wie auch die Wissenschaftler der Leopoldina in ihrer Stellungnahme ausführen."
Am Dienstag wollen die Bildungsminister der Bundesländer per Videokonferenz über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will im Tagesverlauf mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier das Uniklinikum Gießen und Marburg besuchen, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Bei einer Pressekonferenz am Nachmittag dürfte sich Spahn auch zu Erwartungen an das Gespräch mit der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise äußern.
Merkel und die Länderchefs kommen bisherigen Planungen zufolge am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zusammen, um darüber zu beraten, wie nach dem 19. April verfahren wird. Die Runde hatte am 22. März zunächst für zwei Wochen umfassende Einschränkungen beschlossen. Diese wurden dann bis in die Woche nach Ostern verlängert. Diese Frist läuft am kommenden Sonntag ab.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa