Kritik an Haushaltskompromiss Habeck: Nur sagen, wo nicht gespart werden soll, ist verantwortungslos
18.12.2023, 05:44 Uhr Artikel anhören
Wer Änderungen will, muss ein tragfähiges Gegenkonzept anbieten, sagt Habeck.
(Foto: IMAGO/Political-Moments)
Der mühsam erzielte Kompromiss der Koalitionsspitzen im Haushaltsstreit stößt auch innerhalb der Ampelparteien nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Die Rufe werden lauter, an diesen oder jenen Stellen nicht zu kürzen. Wer solche Forderungen erhebe, müsse aber auch sagen, wo gespart werden soll, stellt Vizekanzler Habeck klar.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat davor gewarnt, den Kompromiss der Koalitionsspitzen zum Sparpaket aufzukündigen. "Wenn jetzt einzelne Streben herausgezogen werden, ohne neue einzusetzen, fällt die Gesamtlösung in sich zusammen. Das heißt, wer an einer Stelle Änderungen wünscht, muss eine abgestimmte und für alle Seiten tragfähige Gegenfinanzierung anbieten. Wir können uns aber nicht leisten, keine Antwort zu geben, denn der Haushalt muss gemacht werden", sagte der Grünen-Politiker.
Geplante Streichungen im Bundeshaushalt hatten heftige Proteste ausgelöst. So kündigte die FDP-Fraktion im Bundestag ein Veto gegen die Pläne der Ampel-Spitzen zur Streichung von Steuervergünstigungen für Landwirte an. Am Mittwoch hatten sich Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner darauf geeinigt, wie die Milliardenlöcher gestopft werden sollen, die nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Bundeshaushalt für 2024 sowie im Klima- und Transformationsfonds klaffen.
"Der Bundeskanzler, der Finanzminister und ich haben drei Wochen intensiv verhandelt, um ein Sparpaket zu erarbeiten, das als Gesamtlösung weiter Investitionen möglich macht, zigtausende Arbeitsplätze sichert, das Entlastungen bewahrt und die soziale Balance hält", sagte Habeck. Er sprach von einem Paket, das das Verfassungsgerichtsurteil umsetze, auf der Grundlage bestehender Regeln geschnürt worden sei und allen Seiten etwas abverlange. "Kürzungen muten Menschen etwas zu, und ich hätte es gern vermieden." Er könne jeden Betroffenen verstehen, der jetzt enttäuscht sei.
Habeck verteidigt Kompromiss
"Da jetzt aber auch Rufe im politischen Raum laut werden, an bestimmten Stellen nicht zu kürzen, muss ich sagen: Als Politiker sind wir verpflichtet, eine Gesamtlösung zu ermöglichen", so Habeck. "Was für Politikerinnen und Politiker nicht geht, ist, sich der Verantwortung zu entziehen und nur zu sagen, wo nicht gespart werden soll. Auch ich würde gern länger die E-Mobilität mit dem Umweltbonus fördern, mehr Geld für die Solar-Industrie einsetzen können oder die Kosten der Netzentgelte deckeln. Aber ich weiß, dass anderen anderes wichtig ist und dass jeder Einschnitt Härten bedeutet. Deshalb verteidige ich den Kompromiss, der er ja ist."
Umstritten ist zum Beispiel auch der Stopp der staatlichen Kaufprämie für Elektroautos bereits zum Ablauf des Sonntags. Drei stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende hatten erklärt, der am Samstag vom Wirtschaftsministerium kurzfristig verkündete Förderstopp sei "äußerst unglücklich". Sie forderten Habeck auf, einen verlässlicheren Übergang zu organisieren.
Habeck sprach sich erneut für eine Reform der Schuldenbremse aus. Das Verfassungsgerichtsurteil infolge der Unionsklage führe dazu, dass die Koalition jetzt große Milliardensummen einsparen müsse, so der Wirtschaftsminister. "Und wir sollten gleichzeitig darüber debattieren, wie wir in Zukunft unsere Regeln für Investitionen verbessern können. Es ist lange bekannt, dass ich die Regeln der Schuldenbremse, wie sie ist, für aus der Zeit gefallen halte."
Quelle: ntv.de, ino/dpa