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Beschuss aus humanitärer Zone? Israel ordnet Evakuierungen in Chan Junis an

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Im Gazastreifen rückt die Stadt Chan Junis erneut ins Zentrum des Krieges. Israel meldet Beschuss durch die Hamas aus einem Teil der dortigen humanitären Zone und reagiert mit Angriffen. Die Bevölkerung wird aufgerufen, das Gebiet zu verlassen. Es gibt Berichte über Tote und Verletzte.

Angesichts eines Militäreinsatzes hat die israelische Armee die Evakuierung des östlichen Teils von Chan Junis im südlichen Gazastreifen angeordnet. "Aufgrund erheblicher terroristischer Aktivitäten und von Raketenbeschuss in Richtung Israel aus dem östlichen Teil der humanitären Zone ist es nun gefährlich, sich dort aufzuhalten", hieß es in einer Erklärung. Die Armee sei "im Begriff, gewaltsam gegen die terroristischen Organisationen vorzugehen", und rufe daher die Bevölkerung in den östlichen Vierteln von Chan Junis auf, "sich vorübergehend zurückzuziehen", hieß es weiter.

Anfang des Jahres hatte Israel in Chan Junis einen monatelangen Einsatz begonnen. Weite Teil der Stadt wurden zerstört, Zehntausende Menschen flohen in ein als humanitäre Zone ausgewiesenes Gebiet. "Zu diesem Zeitpunkt wird die humanitäre Zone angepasst", erklärte die Armee nun mit Blick auf die jüngste Evakuierung. Die Anpassung erfolge "in Übereinstimmung mit präzisen Erkenntnissen, die darauf hindeuten, dass die Hamas terroristische Infrastruktur in dem als humanitäres Gebiet ausgewiesenen Bereich eingerichtet hat", hieß es weiter.

Palästinenser verlassen das Gebiet in Chan Junis nach der Anordnung aus Israel.

Palästinenser verlassen das Gebiet in Chan Junis nach der Anordnung aus Israel.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Bewohner des östlichen Teils von Chan Junis sowie der angrenzenden Vororte und Dörfer berichteten heute Morgen von Beschuss und Panik. "Wir sind inmitten von Luft- und Panzerangriffen und Drohnenbeschuss losgezogen", erklärte der 27-jährige Yussef Abu Taimah. Er habe "Verletzte und Tote" gesehen, die auf Dreirädern und Eselskarren zum Krankenhaus gebracht wurden. Mindestens 39 Palästinenser, unter ihnen Frauen und Kinder, seien ums Leben gekommen, weitere 80 hätten Verletzungen erlitten, teilten Krankenhausmitarbeiter in Chan Junis mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Tausende auf der Flucht

Augenzeugen zufolge machten sich Tausende Zivilisten auf die Flucht. Viele von ihnen waren bereits zuvor vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens hierher geflüchtet. Das israelische Militär war in der Vergangenheit mehrfach und auch über längere Zeiträume hinweg in Chan Junis gegen Kampfeinheiten der Hamas aktiv gewesen, hatte sich aber danach jeweils wieder auf feste Positionen außerhalb der Stadt zurückgezogen. Die Armee wirft der Hamas vor, dies ausgenutzt zu haben, um dort erneut einzusickern und dabei auch Teile der von Israel deklarierten humanitären Zone für ihre Aktivitäten zu nutzen.

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Der Krieg im Gazastreifen war durch einen brutalen Großangriff von Kämpfern der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei waren nach israelischen Angaben 1195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.

Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 39.000 Menschen getötet.

Quelle: ntv.de, rog/AFP

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