Spionierte bin Salman Bezos aus? Handy-Hack schlägt hohe Wellen
22.01.2020, 19:29 Uhr
Jeff Bezos Handy wurde 2018 gehackt, nun werden Hintergründe bekannt.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Das Handy von Amazon-Chef Jeff Bezos wurde gehackt. Dahinter stecken soll Saudi-Arabien, vielleicht sogar Kronprinz Mohammed bin Salman persönlich. Experten der Vereinten Nationen halten das für möglich und fordern Ermittlungen.
Der mächtige saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman soll womöglich hinter einem Hackerangriff auf das Smartphone von Amazon-Chef Jeff Bezos stecken. UN-Experten forderten deshalb Ermittlungen. Der mutmaßliche Angriff auf das Handy von Bezos und von weiteren Opfern müsse eine "sofortige Ermittlung" durch die USA und andere zuständige Stellen nach sich ziehen, erklärten die UN-Sonderberichterstatter Agnès Callamard und David Kaye in Genf.
Callamard und Kaye verwiesen in ihrer Stellungnahme auf eine ihnen vorliegende forensische Untersuchung. Sie zeigten sich "schwer besorgt" und forderten, mögliche Ermittlungen sollten auch die "regelmäßige, jahrelange, direkte und persönliche Beteiligung" des Kronprinzen beim Vorgehen gegen Oppositionsanhänger einbeziehen.
Die ihnen vorliegenden Informationen ließen darauf schließen, dass bin Salman in die "Überwachung" von Bezos' Handy involviert gewesen sein könnte. Der Hackerangriff auf das Handy des Amazons-Chefs habe darauf abgezielt, die Berichterstattung der "Washington Post" über Saudi-Arabien zu beeinflussen oder "zum Schweigen zu bringen". Bezos ist Eigentümer der "Washington Post", für die auch der ermordete saudi-arabische Journalist Jamal Khashoggi geschrieben hatte. Dieser wurde am 2. Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet. US-amerikanische Geheimdienste sind überzeugt, dass MBS persönlich den Mord in Auftrag gegeben hat.
Whatsapp-Botschaft mit einer Videodatei
Die UN-Sonderberichterstatter verwiesen in ihrer Stellungnahme auf eine forensische Untersuchung aus dem Jahr 2019, in der das Handy des Amazon-Chefs nach einem Hackerangriff vom Mai 2018 untersucht worden war. Zuvor habe Bezos eine Whatsapp-Botschaft mit einer Videodatei von einem Konto erhalten, das der saudi-arabische Kronprinz nutzte. Der Untersuchung zufolge seien kurze Zeit später riesige Mengen Daten von Bezos' Handy abgeflossen.
Der forensischen Untersuchung zufolge schickte bin Salman dann im November 2018 und im Februar 2019 WhatsApp-Botschaften an Bezos, in denen er nicht öffentlich bekannte Informationen über das Privatleben des Amazon-Eigentümers nannte. Zudem sollen die Hacker möglicherweise einen Typ Spionagesoftware verwendet haben, wie er auch in anderen saudi-arabischen Spionage-Vorgängen eingesetzt wurde. Denkbar sei der Einsatz der Programme "Pegasus" oder "Galileo", berichtet das Magazin "Vice" unter Berufung auf den forensischen Bericht. Demnach können sich solche Programme in Anwendungen einklinken, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. Spuren bekannter Schadsoftware fanden die IT-Forensiker auf Bezos Handy laut "Vice" nicht. Allerdings würden solche Spionageprogramme in der Regel über einen Selbstzerstörungsmechanismus verfügen.
Zuvor hatten die Zeitungen "The Guardian" und die "Washington Post" über die forensische Untersuchung berichtet. Die saudi-arabische Botschaft in Washington wies die Vorwürfe zurück. Der Hackerangriff auf Bezos' Smartphone hatte im Frühjahr 2019 zur Veröffentlichung intimer Fotos des schwerreichen Amazon-Chefs geführt.
Quelle: ntv.de, mli/AFP