Im Koalitionsvertrag vereinbart Heil will Gesetz für Tariftreue bald auf den Weg bringen
24.04.2024, 05:14 Uhr Artikel anhören
Mit dem Tariftreue- und Vergabegesetz sollen unter anderem öffentliche Aufgaben des Bundes an die Tariftreue der Unternehmen gebunden werden.
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Monatelang liegen die Ampelpläne für eine stärkere Tarifbindung in Deutschland auf Eis, weil sich unter anderem die Arbeitgeber quer stellen. Nun nimmt der Arbeitsminister das Projekt wieder in Angriff.
Nach monatelangem Stillstand soll das geplante Gesetz für mehr Tariftreue in Deutschland nach dem Willen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bald auf den Weg kommen. "Ich bin fest entschlossen, dass wir das miteinander hinbekommen, zumal das auch im Koalitionsvertrag klar vereinbart ist", sagte Heil in Berlin bei einem Festakt der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zu 75 Jahre Tarifvertragsgesetz.
Heil stellte das geplante Gesetz in den Rahmen einer "Reform des Vergaberechts insgesamt", das die Ampel-Regierung auf den Weg bringen wolle. Damit wird geregelt, unter welchen Bedingungen öffentliche Aufträge vergeben werden.
Mit dem Tariftreuegesetz sollten öffentliche Aufgaben des Bundes an die Tariftreue der Unternehmen gebunden werden. Zudem solle ein Recht für Gewerkschaften geschaffen werden, Zugang zu Beschäftigten und Betrieben auch auf dem digitalen Weg zu bekommen, so Heil. Unternehmen sollten Beschäftigte künftig außerdem nicht mehr so leicht durch Umstrukturierungen aus Tarifstrukturen herausbekommen können.
"Kann nur staatlicher Impuls sein"
Ursprünglich sollten Regelungen für mehr Tarifbindung nach früheren Ankündigungen Heils bereits im vergangenen Jahr beschlossen werden. Vor allem die Arbeitgeber stemmten sich gegen die Pläne. Strittig war unter anderem, ab welcher Höhe öffentlicher Aufträge eine Tarifbindung gefordert werden soll.
"Das kann nur ein staatlicher Impuls sein für mehr Tarifbindung", räumte Heil ein. Das geplante Gesetz werde nicht dazu führen, "dass wir 80 Prozent Tarifbindung haben". Er betonte, es sollte "erst einmal Aufgabe von Arbeitgebern und Gewerkschaften selbst sein, für mehr Tarifbindung zu sorgen."
Arbeitgeber und Gewerkschaften uneins
Laut dem Forschungsinstitut WSI der Hans-Böckler-Stiftung hatten 2022 nur noch 51 Prozent der Beschäftigten einen Tarifvertrag - im Jahr 2000 waren es noch 68 Prozent. Zugleich waren zuletzt nur noch 24 Prozent der Betriebe tarifgebunden - gegenüber 44 Prozent 2000.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger bekräftigte, er sei "kein großer Freund des Tariftreuegesetzes". Er ergänzt, die Tarifbindung müsse freiwillig sein und freiwillig bleiben. DGB-Chefin Yasmin Fahimi sprach sich hingegen eindringlich dafür aus, dass der Staat keine Aufträge mehr an Unternehmen ohne Tarifverträge erteilt.
Quelle: ntv.de, mes/dpa