Politik

Meuthen bei Lanz "Höcke nicht die hellste Kerze auf der Torte"

"Stockkonservativ" sei er, sagt Meuthen. Aber nicht rechtsextrem.

"Stockkonservativ" sei er, sagt Meuthen. Aber nicht rechtsextrem.

(Foto: imago images/Metodi Popow)

Ende Januar verlässt der Ex-AfD-Chef Meuthen seine Partei. Am Mittwochabend erläutert der Europapolitiker bei Markus Lanz seine Beweggründe. Dabei teilt er heftig gegen seine einstigen Parteifreunde aus, deren völkisch-nationalistischen Kurs er als Parteichef nicht verhindert hat.

Freitag, 28. Januar: Am Nachmittag verkündet der langjährige AfD-Chef Jörg Meuthen den Austritt aus der Partei. Danach gibt er Interview auf Interview. Er übt heftige Kritik an seinen ehemaligen Parteifreunden, vor allem an den führenden Mitgliedern des früheren völkisch-nationalistischen "Flügels", der mittlerweile als aufgelöst gilt. Am Mittwochabend sitzt Meuthen bei Markus Lanz im ZDF. Besonders heftig geht er dabei mit dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke ins Gericht, den er zuvor sehr lange verteidigt hat. Er, Meuthen, habe versucht, den "Flügel" zu integrieren, versucht er sich zu rechtfertigen. Damit sei er gescheitert. Klar wird während der Sendung: Meuthen und Höcke werden keine Freunde mehr. Das wirkte in den letzten Jahren deutlich anders.

"Austrittsentscheidung ist langfristig gereift"

Bevor Meuthen aus der AfD austrat, hatte er im vergangenen Oktober angekündigt, er wolle auf dem nächsten Parteitag nicht mehr für das Amt des Bundesvorsitzenden kandidieren. Der Parteitag war ursprünglich für Mitte Dezember 2021 geplant, musste dann aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Am 5. Januar teilte dann das Verwaltungsgericht in Köln mit, dass am 8. und 9. März über die Einstufung der AfD als "Verdachtsfall" durch den Verfassungsschutz beraten werden soll. In dem Verfahren geht es auch darum, ob der Verfassungsschutz diese Einordnung öffentlich bekannt machen darf. Die AfD hatte dagegen geklagt, weil sie glaubt, dass sie in diesem Fall bei Wahlen schlechtere Chancen haben würde. Das anstehende Gerichtsverfahren habe mit seinem Parteiaustritt nichts zu tun gehabt, sagt Meuthen bei Markus Lanz. "Die Entscheidung ist langfristig gereift."

Die AfD sei als bürgerlich-konservativ-liberale Partei angetreten. "Da wollte ich die Partei immer haben", sagt Meuthen rückblickend. Bei Beobachtern der AfD könnten daran in den letzten Jahren einige Zweifel aufgekommen sein, und das nicht erst, seit der damalige AfD-Vorsitzende Alexander Gauland die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland als "Vogelschiss in der Geschichte" zu relativieren versucht hatte. Meuthen erklärt das heute so: Es habe in der AfD immer zwei Parteien gegeben, die bürgerlich-konservative und die völkisch-nationalistische Richtung. Letztere kritisiert er heute: "Dieser Kurs ist völlig schräg und geht nicht."

Fakt ist aber, dass Meuthen sich mit dem rechtsextremen "Flügel" immer wieder zu arrangieren versucht hat. So hatte er dessen Chef Björn Höcke vor einem Parteiausschlussverfahren bewahrt. "Das hätte nicht geklappt", rechtfertigt Meuthen sich heute. Nichts sei fataler, als ein Parteiausschlussverfahren, das schiefgeht. Am Ende hätte er als Düpierter und Höcke als Sieger dagestanden. Meuthen wörtlich: "Was Höcke sagt, ist unterirdisch und indiskutabel, aber der Mann weiß, was er sagt. Er mag nicht die hellste Kerze auf der Torte sein, aber er ist Geschichtslehrer."

"Ich war ein Feldherr ohne Truppen"

Und so geht es munter weiter. Er, Meuthen, habe für den Rausschmiss von rechtsextremen Parteimitgliedern wie dem früheren brandenburgischen AfD-Landeschef Andreas Kalbitz gesorgt, sagt er. Das stimmt zwar, nur dass zuvor der "Spiegel" über mögliche frühere rechtsextremistische Tätigkeiten des Politikers berichtet hatte. Ja, er habe auch bei einem rechtsextremen Kyffhäuser-Treffen eine Rede gehalten, aber die sei ihm später unangenehm gewesen. Ja, er sei 2019 auf Wahlkampfveranstaltungen in Ostdeutschland aufgetreten, aber nur selten.

Selbst die Ablehnung seiner erneuten Kandidatur für die Wahl des Parteivorsitzenden möchte er schönreden. Er habe lange gegen die rechtsextreme Strömung in seiner Partei gekämpft. "Dann habe ich gemerkt, dass das Ganze keine Zukunft mehr hatte, weil ich ein Feldherr ohne Truppen war", sagt er, um dann hinzuzufügen: "Ich habe es aber länger ausgehalten als andere."

"Ich bin stockkonservativ"

Über seine Zukunftspläne sagt Meuthen bei Lanz nichts. Er wird auch nicht gefragt. "Ich bin stockkonservativ, und was in diesem Land passiert, schockiert mich zutiefst." Das ist das einzige, was vielleicht auf eine mögliche Zukunftsplanung hindeutet.

Doch in den letzten Wochen gab es dazu die eine oder andere Spekulation. So denkt er offenbar über die Wiederaufnahme seiner Lehrtätigkeit an der Verwaltungshochschule im baden-württembergischen Kehl nach. Und er möchte vielleicht eine neue Partei gründen. Dennoch: Das Ende von Meuthens politischer Karriere ist wohl absehbar. Denn der Erfolg einer möglichen neuen Partei ist eher fraglich. Andere ehemalige AfD-Mitglieder, die das versucht haben, sind jedenfalls krachend gescheitert.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen