Tausende Opfer, viele KinderLandminen töten wieder deutlich mehr Menschen

Das Ottawa-Abkommen soll ein Verbot und die Räumung von Landminen weltweit vorantreiben. Dennoch steigt die Opferzahl im vergangenen Jahr deutlich. Ein Bericht kritisiert zahlreiche Austritte infolge des Ukraine-Kriegs und drastische Kürzungen bei der Räumung der Sprengkörper.
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Opfer von Landminen deutlich gestiegen. Durch Antipersonenminen und nach Kriegen und Konflikten übrig gebliebene Sprengsätze wurden 2024 insgesamt 6279 Menschen getötet oder verletzt, wie die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL) mitteilte. Die Opferzahl sei damit auf den höchsten Wert seit 2020 gestiegen. Die Organisation kritisiert die hohe Zahl und warnt vor Rückschritten.
Der Bericht wurde in Genf vorgestellt, wo diese Woche die Vertragsstaaten der Ottawa-Konvention gegen Antipersonenminen tagen. Die aktuelle Austrittswelle aus diesem internationalen Abkommen stelle eine Bedrohung dar, warnte die Kampagne, die sich aus nicht-staatlichen Organisationen in aller Welt zusammensetzt.
Austrittswelle bei Nachbarstaaten Russlands
Polen, Estland, Lettland, Litauen und Finnland haben im vergangenen Sommer offiziell ihren Austritt auf den Weg gebracht. Die russischen Nachbarstaaten erklärten ihren Schritt mit der militärischen Aggression Moskaus und der daraus entstehenden Bedrohungslage. Auch die Ukraine hat ihren Rückzug aus der Ottawa-Konvention erklärt, jedoch noch nicht vollzogen, da kriegsführenden Ländern laut Abkommen der Austritt nicht erlaubt ist.
Weltweit wurden insgesamt 1945 Menschen durch die Sprengsätze getötet und damit rund 500 Menschen mehr als im Vorjahr. 90 Prozent der Opfer seien Zivilisten. Kinder machten fast die Hälfte der zivilen Opfer aus, wie es in dem Jahresbericht heißt.
300 Tote und Verletzte registrierte der Landminen-Monitor in der Ukraine im vergangenen Jahr. Russland setze diese Waffen in der Ukraine seit Beginn seines Angriffskriegs intensiv ein. Aber es gebe auch "zunehmende Hinweise auf den Gebrauch von Antipersonenminen durch die Ukraine", erklärten die NGOs. In welchem Ausmaß, sei jedoch unklar.
Deutlich weniger Geld für Räumung
Angeführt wird die Liste von den Bürgerkriegsländern Myanmar und Syrien, auch weil beide Länder das Verbot infolge des Ottawa-Abkommens von 1999 nie unterzeichnet haben. 2029 Menschen wurden in dem südostasiatischen Myanmar im vergangenen Jahr durch Landminen getötet oder verletzt. Dahinter folgte Syrien mit 1015 Opfern.
Zudem sei das weltweit von Landminen geräumte Gebiet im Vergleich zum Vorjahr kleiner geworden, bilanzierte der Konventionsbericht. Die Gründe dafür seien Mittelkürzungen bei Geberländern und die wachsende Unsicherheit in Konfliktregionen. Geberländer und Spender hätten 2024 fast ein Viertel weniger Mittel bereitgestellt als im Vorjahr.
ICBL-Direktorin Tamar Gabelnick forderte andere Staaten auf, weitere Austritte zu verhindern und sicherzustellen, dass keine Landminen mehr hergestellt, angeschafft und verwendet werden. "Ein Rückzug ist keine Option. Wir haben bereits zu viel erreicht, und die menschlichen Kosten sind einfach zu hoch", sagte sie über den Kampf gegen diese Waffen.
Insgesamt sind bislang 166 Länder dem Landminen-Verbot beigetreten, darunter Deutschland. Außen vor sind rund 30 Länder, darunter die USA, Russland, China, Indien, Pakistan und Israel. Landminen werden gelegt, um das Vorrücken feindlicher Kräfte zu stoppen. Sie explodieren bei Berührung.