Kurden bitten um bessere Waffen IS verliert in Kobane an Boden
16.10.2014, 08:52 Uhr
Rauch hängt über Kobane.
(Foto: AP)
Die Bilanz der Luftangriffe auf die Terrormiliz IS ist gemischt. Die schwer bedrängten Kurden in Kobane melden Erfolge, im Irak bringen dagegen die IS-Kämpfer weitere Gebiete unter ihre Kontrolle. Kurden-Präsident Barsani bittet jetzt um schwere Waffen.
Der Kampf der Anti-IS-Koalition zeigt offenbar Wirkung. Ein Kurdenvertreter bestätigte einen Teilrückzug der Dschihadisten vom Islamischen Staat aus der nordsyrischen Stadt Kobane. Die US-geführte internationale Koalition habe den IS "in den vergangenen Tagen effektiver bekämpft", berichtete Idriss Nassen telefonisch aus der belagerten Stadt. Die Extremisten kontrollierten inzwischen nur noch "weniger als 20 Prozent" der Kurdenstadt direkt an der türkischen Grenze. Die kurdischen Kämpfer würden die IS-Milizionäre aus den östlichen und südöstlichen Stadtteilen "fortspülen", sagte Nassen weiter.
Ganz anders sieht es im Irak aus, wo der IS seinen blutigen Eroberungsfeldzug unvermindert fortsetzt. Dort habe die Miliz einige erhebliche Geländegewinne gemacht, sagte der US-Sondergesandte für den Kampf gegen den IS, General a.D. John Allen. Angesichts der schweren Kämpfe forderte Kurden-Präsident Massud Barsani mehr Hilfe des Westens, vor allem in Form schwerer und moderner Waffensysteme. "Wir brauchen Panzer, Artillerie, gepanzerte Mannschaftswagen und Antipanzerraketen", sagte der Kurden-Präsident der "Bild"-Zeitung.
"Die internationale Gemeinschaft muss die Unterstützung maximieren, damit Kobane nicht bald komplett von ISIS (ursprüngliche Bezeichnung des IS) kontrolliert wird", forderte Barsani. Bei den tagelangen schweren Kämpfen um die Stadt im Norden Syriens habe sich erneut gezeigt, dass die Terrormiliz "keine Werte kennt und keinen Respekt für die Menschheit hat".
Natürliche Entschlossenheit
Das Bündnis fand einen neuen Namen für den gemeinsamen Kampf gegen den IS. Die Luftangriffe tragen nun den offiziellen Namen "Operation Inherent Resolve", übersetzt etwa "Einsatz natürliche Entschlossenheit". Die Schläge gegen die Terrormiliz hatten am 8. August zunächst im Irak begonnen und wurden später auf Syrien ausgeweitet. Am Mittwoch meldete das US-Militär erneut insgesamt 23 Luftangriffe, die meisten davon nahe Kobane. Die humanitäre Lage in Kobane nahe der türkischen Grenze sei dramatisch, hieß es.
Die syrische Regierung droht mit Gegenmaßnahmen, sollte das Anti-IS-Bündnis im Norden des Landes eine von der Türkei geforderte Pufferzone einrichten, in der auch ein Flugverbot gilt.
Wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf das Außenministerium berichtete, lehnt Damaskus ein solches Vorhaben auf syrischem Territorium unter allen Umständen ab. Damaskus werde sich nach Beratungen mit seinen Partnern notwendige Maßnahmen zum Schutz der syrischen Souveränität vorbehalten, sollte es tatsächlich dazu kommen. Die Türkei hatte im Kampf gegen den IS ein solches Gebiet vorgeschlagen. Frankreich unterstützte dies, die USA sind skeptisch. Syriens Verbündete sind in erster Linie Russland und der Iran.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa