Kampf gegen Abholzung Indigene in Brasilien erhalten mehr Land
29.04.2023, 03:59 Uhr Artikel anhören
Kaiapo-Häutpling Raoni Metuktire setzt dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva eine Federkrone auf.
(Foto: dpa)
Der Amazonas-Regenwald, der große Mengen CO2 speichert, spielt eine wichtige Rolle für das Weltklima. Seine Abholzung nahm unter Bolsonaro zu. Dessen Nachfolger Lula richtet neue indigene Schutzgebiete ein. Somit dürfen nur noch die Ureinwohner die Ressourcen dort nutzen.
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat offiziell sechs neue indigene Gebiete ausgewiesen. Er unterzeichnete ein entsprechendes Dekret zum Abschluss eines Treffens von Ureinwohnern aus dem ganzen Land in der Hauptstadt Brasília neben prominenten indigenen Oberhäuptern wie Raoni Metuktire, der Lula einen traditionellen Kopfschmuck aus blauen und roten Federn überreichte.
"Wenn es heißt, dass Sie 14 Prozent der Landesfläche beanspruchen und dass das viel ist, müssen Sie bedenken, dass Sie vor der Ankunft der Portugiesen 100 Prozent beansprucht haben", sagte Lula unter lautem Jubel der Menge.
Das Dekret garantiert den Ureinwohnern die ausschließliche Nutzung der natürlichen Ressourcen auf diesen Gebieten. Experten sehen die Gebiete als Bollwerk gegen die Abholzung des Amazonas - eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel.
Lula will "so viele Reservate wie möglich" ausweisen
Zwei der sechs neuen Reservate befinden sich im Amazonas. Das größte namens Unieuxi wurde 249 Angehörigen der Maku- und Tukano-Völker auf mehr als 550.000 Hektar im nördlichen Bundesstaat Amazonas zugeteilt. Zwei weitere liegen im Nordosten, eines im Süden und eines im Zentrum des Landes.
"Wenn wir bis 2030 keine Entwaldung erreichen wollen, brauchen wir anerkannte indigene Gebiete", sagte der linksgerichtete Lula. "Es ist ein zeitaufwändiger Prozess, aber wir werden sicherstellen, dass so viele indigene Reservate wie möglich ausgewiesen werden."
"Werden zum Wohle der Menschheit neue Geschichte schreiben"
Die Kennzeichnung weiterer indigener Gebiete ist bereits in Planung: Wie Indigenenministerin Sonia Guajajara vergangenen Monat bekannt gab, sind 14 Reservate mit einer Gesamtfläche von fast 900.000 Hektar zur offiziellen Ausweisung bereit. "Wir werden zum Wohle der gesamten Menschheit eine neue Geschichte unseres Planeten schreiben", sagte die Ministerin nach der Unterzeichnung.
Der letzten Volkszählung aus dem Jahr 2010 zufolge leben rund 800.000 Indigene in Brasilien, die meisten von ihnen in Reservaten, die 13,75 Prozent der Landesfläche ausmachen. Unter der Regierung des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro war die Zuteilung von Land an Indigene ins Stocken geraten. Kurz vor Beginn seiner Amtszeit (2019-2022) hatte Bolsonaro angekündigt, "keinen Zentimeter mehr" an Indigene abgeben zu wollen. Unter seiner Präsidentschaft nahm auch die Entwaldung stark zu.
Lula hatte bei seinem Amtsantritt im Dezember eine Abkehr von der Politik Bolsonaros versprochen und erklärt, sich energisch für den Schutz der Indigenen und des Amazonaswaldes einzusetzen.
Quelle: ntv.de, hul/AFP