Erster Erfolg bei Klimagipfel Industriestaaten geben Finanzblockade auf
06.11.2022, 13:22 Uhr
Die reichen Staaten tragen die Hauptschuld an der Erderhitzung, die ärmeren Länder leiden am schwersten unter den Folgen.
(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)
Der Weltklimagipfel in Ägypten startet mit geringen Erwartungen. Bereits am ersten Tag können die Veranstalter allerdings einen Erfolg vermelden, wenn auch einen kleinen: Die reichen Staaten erklären sich bereit, auch Entschädigungen für bereits entstandene Klimaschäden zu verhandeln.
Bei der UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich (COP27) ist am Eröffnungstag ein erster Erfolg bei einem der Knackpunkte der Verhandlungen verkündet worden. Das Konferenzplenum stimmte zu, bei der COP27 erstmals Finanzhilfen für Schäden und Verluste als eigenen Punkt auf der Agenda zu verhandeln, die bereits in ärmeren Staaten aufgetreten sind.
Dies zeige "einen Sinn für Solidarität und Mitgefühl für das Leiden der Opfer klimabedingter Katastrophen", sagte der Präsident der COP27, der ägyptische Außenminister Sameh Schukri, vor den Delegierten aus mehr als 190 Staaten. Zugleich betonte er, es gehe bei dem Verhandlungspunkt nicht um "Verantwortung oder Entschädigung".
Ungleiche Belastung
Bei den UN-Klimakonferenzen stehen der Kampf gegen die Ursachen des Klimawandels und Maßnahmen zur Anpassung an die Erderwärmung im Vordergrund. Dafür haben die Industriestaaten den Entwicklungsländern bereits regelmäßige Finanzhilfen zugesagt, die ursprünglich bis 2020 auf 100 Milliarden Dollar (100,82 Milliarden Euro) jährlich steigen sollten.
Seit Jahren weisen Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten jedoch darauf hin, dass sie die Auswirkungen der Erderhitzung schon jetzt deutlich und stärker als die reichen Industriestaaten zu spüren bekommen. Sie fordern daher zusätzliche Finanzhilfen der Industriestaaten in diesem Bereich. In den fast 30-jährigen UN-Klimaverhandlungen wurde aber noch kein Finanzierungsmechanismus dafür beschlossen.
Blockade der reichen Länder
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen verweisen bei dem Thema, das unter dem Schlagwort "Loss and Damage" (Schäden und Verluste) diskutiert wird, auf das Verursacherprinzip hin. Obwohl die Industriestaaten die Hauptschuld an der Erderhitzung tragen, haben die ärmeren Länder am schwersten unter den Folgen zu leiden.
Da sie eine Verpflichtung zu unendlich hohen Reparationszahlungen fürchten, haben die Industriestaaten, insbesondere die USA, die Verhandlungen über Finanzhilfen für klimabedingte Schäden und Verluste in den vergangenen Jahren blockiert. Nun hat sich zumindest die Sicht durchgesetzt, dass das zunehmend dringliche Thema nicht mehr ignoriert werden kann.
Die Klima-Expertin der Hilfsorganisation Brot für die Welt, Sabine Minninger, begrüßte die Aufnahme des Themas auf die offizielle Verhandlungsagenda. "Das ist schon mal ein sehr, sehr guter Start", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
Quelle: ntv.de, chr/AFP