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Israel weitet Angriffe aus Internet kehrt in den Gazastreifen zurück

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Aus dem Gazastreifen selbst gibt es nur wenige Bilder, dieses ist von Israel aus entstanden.

Aus dem Gazastreifen selbst gibt es nur wenige Bilder, dieses ist von Israel aus entstanden.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im Gazastreifen sind Internet- und Telefonverbindungen offenbar wieder erreichbar. Unterdessen behauptet Katar, das enge Verbindungen zu der Hamas pflegt, dass die israelischen Bodeneinsätze Vermittlungsbemühungen zur Freilassung der Geiseln erschwerten.

Die Kommunikationswege im Gazastreifen sind zwei Tage nach ihrem Ausfall durch israelische Bombardements den Angaben eines Online-Monitors zufolge wieder zugänglich. "Netzwerkdaten in Echtzeit zeigen, dass die Internetverbindung im Gazastreifen wiederhergestellt wird", erklärte die Internetüberwachungsseite Netblocks auf X, vormals Twitter.

Auch ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP in Gaza-Stadt berichtete, kurz nach 4.00 Uhr (3.00 Uhr MEZ) habe das Internet funktioniert und Anrufe in den Süden des Gazastreifens seien möglich gewesen. Internet- und Telefonzugänge waren im gesamten Gazastreifen infolge israelischer Angriffe seit Freitag zusammengebrochen gewesen.

Unterdessen greift Israels Militär die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen verstärkt am Boden und aus der Luft an. "Wir treten in die nächste Phase unseres Krieges gegen die Hamas in Gaza ein. Aus der Luft, zu Lande und zur See", sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari in einem vom Militär in der Nacht in einem auf X veröffentlichten Video.

Netanjahu: "Stehen erst am Anfang"

Die massiven Luftangriffe der vergangenen Wochen hätten der Hamas einen "schweren Schlag" versetzt, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Samstagabend in Tel Aviv. "Allerdings stehen wir erst am Anfang", betonte er. Der Krieg werde "schwierig und langwierig". Ziel sei es, die militärischen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören, ihre Herrschaft über den Gazastreifen zu beenden und die Geiseln zurückzubringen.

Katar und Ägypten sind als Vermittler an den Bemühungen beteiligt, die Freilassung der von palästinensischen Extremisten entführten Geiseln zu erwirken. Vor der Ausweitung der Bodeneinsätze in dem von Israel abgeriegelten Küstengebiet hatte es Berichte über angebliche Fortschritte bei diesen Bemühungen gegeben. Majed Al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, sagte dem US-Nachrichtensender CNN am Samstag jedoch, die Eskalation vor Ort mache die Situation nun "erheblich schwieriger".

Wie viele Geiseln genau im Gazastreifen gefangen gehalten werden, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Bis Samstag wurden israelischen Armeeangaben zufolge die Familien von 230 Entführten informiert. Die vier von der Hamas bereits freigelassenen Geiseln sind nach Militärangaben darin nicht eingerechnet. Vertreter der Angehörigen forderten bei einem Treffen mit Ministerpräsident Netanjahu, im Austausch für die aus Israel entführten Geiseln alle palästinensischen Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freizulassen.

IKRK: "Katastrophales Versagen"

Die israelische Armee rief unterdessen die noch im Norden des Gazastreifens verbliebenen Menschen erneut dringend auf, sich im Süden des dicht besiedelten Küstengebiets in Sicherheit zu bringen. Das "Zeitfenster" schließe sich schnell, hieß es. Die Armee kündigte am Samstag zudem an, sie werde eine Verstärkung der humanitären Hilfslieferungen für die palästinensische Bevölkerung zulassen. "Für die Einwohner des Gazastreifens, die in das Gebiet südlich von Wadi Gaza gegangen sind, weiten wir die humanitäre Hilfe aus", sagte Armeesprecher Hagari.

Hilfsorganisationen beklagten, dass der vorübergehende Ausfall fast aller Telefon- und Internetverbindungen die Hilfe noch schwieriger mache. Es herrsche Panik und Chaos. "Ich bin schockiert über das unerträgliche Ausmaß des menschlichen Leids und fordere die Konfliktparteien auf, jetzt zu deeskalieren", schrieb die Chefin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), Mirjana Spoljaric, auf X. Angemessene humanitäre Hilfe sei derzeit nicht möglich. "Das ist ein katastrophales Versagen, das die Welt nicht hinnehmen darf."

Saudi-Vertreter besucht offenbar USA

Saudi-Arabien verurteilte "jegliche Bodenoffensiven" Israels im Gazastreifen. Das islamische Königreich sprach von einem "eklatanten Bruch und einem ungerechtfertigten Verstoß gegen internationales Recht". Saudi-Arabien ist eine wichtige Schutzmacht der Palästinenser und war über Jahrzehnte mit Israel verfeindet. Vor Beginn des Gaza-Kriegs deutete vieles auf eine mögliche Normalisierung der Beziehungen unter Vermittlung der USA hin. Im Zuge des erneut eskalierten Konflikts hat Riad die Gespräche über eine mögliche Normalisierung gestoppt.

Wie das Nachrichtenportal "Axios" in der Nacht unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete, soll der saudische Verteidigungsminister Khalid bin Salman voraussichtlich am Montag zu Gesprächen mit ranghohen Vertretern der US-Regierung nach Washington reisen.

Israel hatte nach dem beispiellosen Angriff der im Gazastreifen regierenden radikalen Palästinenserorganisation Hamas mit 1400 Toten mit dem großangelegten Beschuss der Enklave begonnen. Seitdem sind im Gazastreifen Tausende Menschen ums Leben gekommen, offizielle Angaben gibt es keine.

Quelle: ntv.de, ses/dpa/AFP

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