"Jede Option" für Geiseln nutzen Netanjahu verkündet zweite Phase des Krieges
28.10.2023, 21:05 Uhr Artikel anhören
Er wolle jeder Option nachgehen, die Geiseln nach Hause zu holen, sagt Netanjahu.
(Foto: via REUTERS)
Israels Ministerpräsident Netanjahu schwört das Land auf einen langen Krieg ein. Danach werden auch er "Antworten auf schwierige Fragen" geben müssen. Bei der Befreiung der nach Gaza verschleppten Geiseln setze seine Regierung auf Druck.
Mit der Ausweitung der Bodeneinsätze des israelischen Militärs im Gazastreifen hat nach Angaben von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die zweite Phase des Krieges gegen die Hamas begonnen. Ziel sei es, die militärischen Fähigkeiten sowie die Herrschaft der Islamistenorganisation zu zerstören und die Geiseln nach Hause zurückzubringen, sagte er vor Journalisten in Tel Aviv.
Die massiven Luftangriffe der vergangenen Wochen hätten der Hamas einen "schweren Schlag" versetzt. "Allerdings stehen wir erst am Anfang", betonte Netanjahu. Der Krieg werde "schwierig und langwierig" sein. Er könne nicht sagen, ob der Iran an der Planung des Angriffs der radikal-islamischen Hamas am 7. Oktober beteiligt war. Aber die islamische Republik gehöre zu den Finanzierern der Gruppierung. Zudem sagte Netanjahu: "Nach dem Krieg werden wir alle Antworten auf schwierige Fragen geben müssen, das schließt mich ein."
Die Notstandsregierung habe die Entscheidung zur Ausweitung der Bodeneinsätze einstimmig getroffen. Armeeangaben zufolge waren in der Nacht israelische Truppen in den Norden des Gazastreifens vorgedrungen. Die Bodentruppen sind demnach immer noch vor Ort. Beteiligt seien Infanterie, Panzertruppen, Ingenieurkorps und Artillerie, hieß es. Dem Militär zufolge sollen vermehrt unterirdische Ziele und terroristische Infrastruktur angegriffen werden. Das israelische Militär hatte zuvor bereits vereinzelte, zeitlich eng begrenzte Vorstöße am Boden gemacht.
Netanjahu will "jeder Option nachgehen"
Zuvor hatte Netanjahu mit Angehörigen der von der Hamas verschleppten Geiseln gesprochen. Ohne sich zu möglichen Austausch-Absprachen zu äußern, sagte Netanjahu bei dem Treffen, dass seine Regierung "jeder Option nachgehen wird, um sie nach Hause zu holen". In einem von seinem Büro veröffentlichtem Video erklärte er zudem, die Befreiung der Geiseln sei ein "integraler" Bestandteil der militärischen Ziele. "Druck ist der Schlüssel. Je größer der Druck, desto größer die Chancen", so der Regierungschef.
Die Hamas hatte die Freilassung aller palästinensischen Gefangenen in Israel gefordert. "Der Preis, der für die große Zahl feindlicher Geiseln in unserer Hand zu zahlen ist, ist es, die (israelischen) Gefängnisse von allen palästinensischen Inhaftierten zu leeren", hieß es in einer vom Hamas-Fernsehen verbreiteten Videobotschaft des Sprechers des bewaffneten Arms der radikalen Organisation, Abu Obeida.
"Wenn der Feind das Problem mit einem Schlag lösen will, sind wir dazu bereit. Wenn er einen Prozess in Etappen will, dann sind wir auch dazu bereit", fügte er hinzu. Die Hamas hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Großangriff auf Israel begonnen. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet. Zudem verschleppte sie 229 Menschen in den Gazastreifen, vier der Geiseln ließ sie inzwischen frei. Als Reaktion riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP/rts/dpa