Auf 84 Prozent angereichert Uran mit hohem Reinheitsgrad im Iran entdeckt
22.02.2023, 16:12 Uhr (aktualisiert)
Zentrifugen für die Urananreicherung in der iranischen Atomanlage in Nathans.
(Foto: picture alliance / IRANIAN STATE TELEVISION IRIB/dpa)
Für den Bau einer Atombombe ist Uran mit einem Reinheitsgrad von rund 90 Prozent notwendig - im Iran entdecken Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde nun Material, das bereits bei 84 Prozent liegt. Es könnte sich laut der Organisation aber um ein Versehen handeln.
Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben im Iran einem Medienbericht zufolge Uran mit einem Reinheitsgrad gefunden, der nur knapp unter dem zum Bau einer Atombombe nötigen Wert liegt. Das Uran sei auf 84 Prozent angereichert worden, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei Quellen aus Diplomatenkreisen.
Zum Bau von Atombomben ist auf rund 90 Prozent angereichertes Uran notwendig. Laut Experten wird es mit zunehmender Höhe des Reinheitsgrades einfacher, diesen weiter zu steigern. Für den Schritt von 84 Prozent auf 90 Prozent sind vergleichsweise wenige Zentrifugen nötig.
IAEA macht Entdeckung zum Thema
Die Inspektoren müssten feststellen, ob der Iran das Material absichtlich produziert hat oder ob die Konzentration das Ergebnis einer unbeabsichtigten Anhäufung ist, meldet Bloomberg weiter. Die IAEA erklärte am Sonntag auf Twitter, den Medienbericht zu kennen. Die Organisation führe Gespräche mit dem Iran über die "Ergebnisse der jüngsten Überprüfungsaktivitäten".
Der Iran wies den Bericht umgehend zurück. Die Islamische Republik habe kein Uran mit einem Reinheitsgrad von mehr als 60 Prozent angereichert, sagte der Sprecher der nationalen Atomenergiebehörde, Behrus Kamalwandi, nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.
Im derzeit auf Eis liegenden Internationalen Atomabkommen mit dem Iran war 2015 für die Urananreicherung ein Schwellenwert von 3,67 Prozent vereinbart worden. Zuletzt war bekannt gewesen, dass Teheran auf 60 Prozent angereichertes Uran produziert und damit erheblich mehr als im Atomabkommen vorgesehen.
Verhandlungen stecken seit Monaten fest
Die im April 2021 aufgenommenen Verhandlungen über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran stecken seit Monaten fest. Die Vereinbarung sollte das iranische Nuklearprogramm begrenzen und sicherstellen, dass das Land keine Atomwaffen baut. Ausgehandelt hatten es die USA, China, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Iran.
Unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump stiegen die USA aber 2018 einseitig aus dem Abkommen aus und verhängten neue Sanktionen gegen Teheran. Daraufhin zog sich auch der Iran schrittweise aus seinen Verpflichtungen zurück und schränkte die Inspektionen seiner Anlagen durch die IAEA ein.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 20. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, kst/AFP