Politik

Gemeinsame Erklärung gegen Terror Islamverbände wollen Radikale bekämpfen

Die Vertreter der Islam-Verbände Bekir Altas (Islamrat), Zekeriya Altug (DITIB), Seyfi Ögütlü (Verband der Islamischen Kulturzentren), Mehmed Jakubovic (Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland) und Abdullah Uwe Wagishauser (Ahmadiyya, v. l. n. r.).

Die Vertreter der Islam-Verbände Bekir Altas (Islamrat), Zekeriya Altug (DITIB), Seyfi Ögütlü (Verband der Islamischen Kulturzentren), Mehmed Jakubovic (Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland) und Abdullah Uwe Wagishauser (Ahmadiyya, v. l. n. r.).

(Foto: dpa)

Nach islamistischen Anschlägen verurteilen muslimische Verbände regelmäßig den Terrorismus – so auch jetzt wieder. Nun tun das die acht Verbände in Deutschland sogar gemeinsam. Der Ton wird eindringlicher.

Die großen Islamverbände in Deutschland wollen sich nach der Terrorserie von Paris stärker gegen eine Radikalisierung junger Muslime einsetzen. "Unsere Verantwortung endet nicht an der Moscheetür", sagte der Generalsekretär des Islamrats, Bekir Altas, in Köln. In ungewohnter Einigkeit gingen die acht größten islamischen Religionsgemeinschaften gemeinsam an die Öffentlichkeit, um die Anschlagsserie zu verurteilen.

"Die Mörder von Paris irren, wenn sie glauben, sie seien die Vollstrecker eines göttlichen Willens", sagte Zekeriya Altug, Sprecher des Koordinationsrats der Muslime (KRM). Die Gräueltaten in Paris mit mindestens 129 Toten und mehr als 350 Verletzten werden der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeordnet. Die Verbände verurteilten die Attentate als "niederträchtig und barbarisch". Der Anschlag gelte allen friedliebenden Menschen. Umso mehr müsse man nun zusammenstehen: "Gesellschaftlicher Zusammenhalt jetzt erst recht", betonte Altug.

Nurhan Soykan vom Zentralrat der Muslime (ZDM) ergänzte, dem IS gehe es allein um Macht und territoriale Ansprüche. "Die Religion wird missbraucht als Rekrutierungsmittel." Die Organisationen rufen zudem dazu auf, die Flüchtlinge in Deutschland, die vor dem IS-Terror geflohen seien, vor einer drohenden Stigmatisierung zu schützen. Auch mit der Schwarz-Weiß-Propaganda im Internet müsse man sich auseinandersetzen, forderte der Islamrat. Imame thematisierten das bereits in Gesprächskreisen mit Jugendlichen.

"Steh auf gegen Hass und Gewalt"

Dem Koordinationsrat KRM zufolge hat beim Thema Prävention jeder Verband seine eigenen Konzepte. Zentral seien "Identitätsbildung und solide religiöse Bildung", da vor allem junge Menschen mit Identitätsproblemen anfällig für extremistisches Gedankengut seien. Das Münchner Forum für Islam (MFI) kündigte an, sich mit einer Solidaritätskundgebung von den mutmaßlich islamistischen Attentätern abzugrenzen. Unter dem Motto "Steh auf gegen Hass und Gewalt" will das Forum am Freitag im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags demonstrieren, teilte der MFI-Vorsitzende Benjamin Idriz mit.

Nach Ansicht der Türkischen Gemeinde in Deutschland müssen sich Muslime und muslimische Verbände noch stärker als bisher zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen. „Wir müssen weg vom Rechtfertigungsgedanken - hin zu einem Bekennen dazu, was Europa und die europäischen Werte anbieten“, sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu. "Da muss noch mehr passieren. Das müssen mehr als Lippenbekenntnisse sein." Sofuoglu fürchtet nach den Attentaten eine wachsende Islamfeindlichkeit in Deutschland.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

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