Politik

Chemiewaffen-Attacke überlebt Julia Skripal geht es besser

Das russische Staatsfernsehen weiß über den Gesundheitszustand der beiden Giftanschlagsopfer von Salisbury mehr als die britischen Ärzte: "Es ist alles gut, alles ist heilbar, es geht allen besser, alle sind am Leben."

Das russische Staatsfernsehen weiß über den Gesundheitszustand der beiden Giftanschlagsopfer von Salisbury mehr als die britischen Ärzte: "Es ist alles gut, alles ist heilbar, es geht allen besser, alle sind am Leben."

(Foto: REUTERS)

Die in Salisbury vergiftete Julia Skripal soll sich auf dem Weg der Genesung befinden. Dies berichtet ihre Cousine nach einem Telefonat. "Es geht allen besser", soll sie gesagt haben. Die britische Polizei bestätigt Fortschritte.

Die beim Giftanschlag von Salisbury schwer verletzte Julia Skripal hat sich erstmals nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus vor einem Monat öffentlich geäußert. Sie fühle sich jeden Tag besser, erklärte die 33-Jährige in einer von der britischen Polizei verbreiteten Mitteilung. Sie bestätigte damit Angaben russischer Staatsmedien, die zuvor von großen Fortschritten bei der Genesung berichtet hatten.

Vor mehr als einer Woche sei sie aufgewacht, erklärte Julia Skripal, die bei dem Anschlag gemeinsam mit ihrem Vater, dem früheren russischen Agenten Sergej Skripal, lebensgefährlich verletzt worden war. "Ich habe vielen Menschen für meine Genesung zu danken", heißt es in ihrer von Scotland Yard veröffentlichten Erklärung.

"Besonders möchte ich die Menschen in Salisbury erwähnen, die mir und meinem Vater zu Hilfe kamen, als wir bewusstlos waren." Sicher würden ihr alle zugestehen, dass die "gesamte Episode" verwirrend sei, fügte sie hinzu. Sie hoffe dennoch, dass die Öffentlichkeit ihre Recht und das Recht ihrer Familie auf Privatsphäre respektiere.

Brennpunkt zwischen London und Kreml

Julia Skripal rechne damit, die Klinik bald verlassen zu können, hatte es zuvor in russischen Medienberichten geheißen. Das Staatsfernsehen und die Agentur Interfax beriefen sich auf ein Telefonat von Julia mit ihrer Cousine Viktoria Skripal, der Nichte des im britischen Salisbury vergifteten Doppelagenten.

"Es ist alles gut, alles ist heilbar, es geht allen besser, alle sind am Leben", wurde Julia Skripal im russischen Staatsfernsehen zitiert. Zum Gesundheitszustand ihres Vaters soll die 33-Jährige ihrer Cousine demnach gesagt haben, er ruhe sich aus. Es leide niemand unter Problemen, die nicht heilbar seien. "Ich werde mich bald selbst entlassen."

Sergej und Julia Skripal waren am 4. März im Zentrum der südenglischen Kleinstadt bewusstlos auf einer Parkbank aufgefunden worden. Experten bezeichneten die Vergiftung als lebensbedrohlich und zweifelten an, dass die beiden Chemiewaffen-Opfer jemals wieder vollständig genesen würden. Die behandelnden Ärzte hielten sich bedeckt. In den Angaben britischer Behörden zufolge wurde ihr Zustand bislang lediglich als ernst, aber stabil bezeichnet.

"Das ist alles, was ich sagen werde"

Umso überraschender kommen nun die Hinweise auf eine rasche Genesung: Auf Nachfrage der britischen Tageszeitung "Guardian" reagierte Viktoria Skripal allerdings zunächst noch sehr zurückhaltend. Sie wollte sich am Telefon nicht weiter zum Gesundheitszustand ihrer Cousine äußern. "Sie sagte, alles ist in Ordnung und ihr gehe es gut", erklärte sie den britischen Reportern lediglich. "Das ist alles, was ich sagen werde." Angeblich existiert eine Mitschrift ihres Telefonats mit Julia Skripal, die demnächst veröffentlicht werden sollte.

Zuvor hatte die Cousine des früheren Doppelagenten und seiner Tochter angekündigt, Julia nach Russland zurückbringen zu wollen. Sie wolle dafür nach England reisen, sagte Viktoria Skripal am Vorabend im russischen Staatsfernsehen. Dafür wolle sie nach England reisen. Sie habe angeblich bereits ein Visum beantragt, hieß es.

Ihre Cousine habe sich immer aus der Politik herausgehalten. "Mit Sergej ist es viel komplizierter." Die britischen Behörden haben nach Worten von Viktoria Skripal nicht zugesichert, dass sie die 33-Jährige wirklich besuchen kann. Dies sei die Entscheidung von Julia Skripal.

Woher stammt die Chemiewaffe?

Der frühere Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes und seine Tochter waren vor einem Monat einem heimtückischen Giftanschlag zum Opfer gefallen, bei dem nach Einschätzung von unabhängigen Experten der chemische Kampfstoff Nowitschok zum Einsatz kam.

Wer genau hinter dem Anschlag steht, ist noch ungeklärt. Sicher ist bislang nur, dass die Täter Zugang zu einem militärischen Chemiewaffenlabor gehabt haben müssen. Die britische Regierung macht Russland für den Anschlag verantwortlich. Die genaue Herkunft des in der früheren Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffs ist noch unklar.

Die Regierung in Moskau weist die Vorwürfe als absurd zurück. Die Affäre hat die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland auf einen neuen Tiefpunkt abstürzen lassen. In einem Akt symbolischen Protests haben beide Seiten Diplomaten ausgewiesen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

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