Politik

"ntv Frühstart" zur Grenzkrise Kahrs plädiert für Aufnahme von Kindern

frühstart kahrs.jpg

Johannes Kahrs will Kommunen, die geflüchtete Kinder und Familien freiwillig aufnehmen wollen, finanziell unterstützen. Jedes EU-Land müsse angesichts der neuerlichen Flüchtlingskrise einen Beitrag leisten, sagte der SPD-Politiker im "ntv Frühstart". Es dürfe aber keine neuen Flüchtlingsströme nach Europa geben.

Angesichts der neuerlichen Flüchtlingskrise an der türkisch-griechischen Grenze plädiert der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Kahrs, für eine freiwillige Aufnahme von Kindern und Familien in Deutschland. "Jetzt muss man gucken, dass man viele Kinder rettet, aber nicht gleichzeitig große Flüchtlingsströme in Bewegung setzt", sagte Kahrs im "ntv Frühstart". "Es gibt ja auch in dieser Republik genug Platz, aber es wäre natürlich gut, wenn das freiwillig passiert", sagte Kahrs. Dafür müsse Hunderten Kommunen, die von sich aus Menschen aufnehmen wollten, langfristige finanzielle Unterstützung zugesagt werden.

"Niemand möchte Millionen von Menschen über den Balkan wieder kommen sehen, wie es das schon mal gegeben hat", sagte Kahrs. "Gleichzeitig muss man aber auch den Griechen helfen." Deshalb müssten Lösungen gefunden werden, die menschlich und in Deutschland vertretbar seien. "Und das ist immer eine schlechte Lösung, man kann dabei nur verlieren."

Kahrs zeigte teilweise Verständnis dafür, dass die türkische Regierung Probleme mit der großen Zahl an Flüchtlingen im eigenen Land hat. "Man darf nie vergessen, dass die Türkei fast vier Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat. Die Türkei ist kein reiches Land, da gibt es auch viel Ärger", sagte Kahrs. Die Europäische Union scheitere in der Flüchtlingskrise an "den vielen unterschiedlichen Interessen", so Kahrs weiter. "Wir haben immer mehr rechtspopulistische Regierungen. Da kann man bei Polen anfangen, über Ungarn gehen, aber auch die Franzosen sind nicht wirklich begeistert, mehr Flüchtlinge aufzunehmen."

"Jetzt ist die Frage, was jeder Einzelne tut, und das ist die beschämende Situation, in der wir schon mal waren." Kahrs forderte eine "europäische Antwort". "Die gibt es leider nicht. Da hat man in den letzten Jahren nicht das getan, was man hätte tun müssen", sagte Kahrs. "Man muss die EU stärken, man muss auch Frontex stärken."

Höcke-Kandidatur "absurd"

Die Kandidatur des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke für das Amt des Ministerpräsidenten bezeichnete Kahrs als "absurd". "Es verschafft ihm wieder jede Menge Presse und jede Menge Randale. Und das ist ja das, was sie am Ende wollen", sagte Kahrs, der auch Sprecher der konservativen SPD-Gruppierung Seeheimer Kreis ist. Die AfD wolle "stören" und "diesen Betrieb lächerlich machen", sagte Kahrs im "ntv Frühstart". "Und das gelingt ihnen manchmal, in Thüringen konnte man das ja besichtigen."

Kahrs, der sich im Bundestag und in den sozialen Medien wiederholt einen Schlagabtausch mit der AfD und ihren Unterstützern geliefert hat, plädierte für eine scharfe Ausgrenzung der Partei. "Man muss konzertiert und immer wieder sagen, dass die AfD der politische Arm der mordenden Rechtsextremisten in diesem Land ist", sagte Kahrs. "Und ob ihr das gefällt oder nicht, und ob es vielleicht auch ein paar Nette in der AfD gibt, ist vollkommen egal. Sie füllt diese Rolle aus. Sie ist der Wegbereiter des Rechtsextremismus in Deutschland und sie ist der Weg in den Abgrund."

Kahrs tippt auf Merz

Auf die Frage, wen er sich als Kanzlerkandidaten der Union wünsche, sagte Kahrs, er wünsche sich jemanden, der Wähler gewinne, die unentschieden seien zwischen CDU/CSU auf der einen Seite und der AfD auf der anderen. "Ich glaube, am Ende muss die Union ja mit sich selber glücklich werden", sagte Kahrs, der darauf tippt, dass Friedrich Merz das Rennen um den CDU-Vorsitz für sich entscheidet.

Der eigenen Partei empfahl Kahrs, erst im Herbst einen Kanzlerkandidaten aufzustellen. "Diskussionen, die jetzt laufen und dann ein halbes, dreiviertel Jahr, sind weder für die Kandidaten gut noch für die Partei", sagte Kahrs. "Deswegen wäre ich froh, wenn wir Sozialdemokraten uns das verkneifen können."

Einen eigenen Kanzlerkandidaten solle die SPD in jedem Fall aufstellen. "Die Union tritt ja ohne Angela Merkel an, die war immer Garant für ein gutes Ergebnis. Wenn sie ohne eine fest gesetzte Kanzlerin antreten, hat die Union da ein Problem, weil der Amtsbonus fehlt", sagte Kahrs. "Derjenige, der kandidiert, ist nur einer von mehreren Kandidaten. Und ich glaube, dass die SPD das erste Mal seit Langem eine Chance hat."

Quelle: ntv.de, shu

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen