Ex-"Bild"-Chef in "Biz & Beyond" Kai Diekmann über Angst, Trump und Putins Badehose
08.03.2024, 05:00 Uhr Artikel anhören
Kai Diekmann war von Januar 2001 bis Dezember 2015 Chefredakteur der "Bild"-Zeitung.
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
In knapp 16 Jahren an der Spitze der "Bild"-Zeitung traf Kai Diekmann viele Machtmenschen. Im ntv-Podcast "Biz & Beyond" betont er zudem die essenzielle Rolle des Storytellings in einer Zeit, in der Social Media die Art und Weise, wie wir kommunizieren, revolutioniert.
Wladimir Putin lieh ihm seine Badehose. Donald Trump empfing ihn in seinem vollgestopften Büro. In knapp 16 Jahren an der Spitze der "Bild"-Zeitung hat Kai Diekmann viele mächtige Menschen getroffen. Im ntv-Erfolgspodcast "Biz & Beyond" schildert er, wie er Machtmenschen erlebt hat, warum er Mut und Leidenschaft im Beruf für wichtig und Angst für den allerschlechtesten Ratgeber hält.
In dem Gespräch beleuchtet Diekmann die verschiedenen Facetten seiner Karriere - von turbulenten Zeiten bei "Bild" bis zur Gründung einer PR-Agentur. Dabei reflektiert er die Herausforderungen und Chancen, denen sich Journalisten und Medienkonsumenten stellen müssen.
Diekmann betont die essenzielle Rolle des Storytellings in einer Zeit, in der Social Media die Art und Weise, wie wir kommunizieren, revolutioniert hat. Er ermutigt dazu, neue Technologien nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu sehen und fordert ein Umdenken im europäischen Umgang mit Innovationen.
Mit Leidenschaft und Hartnäckigkeit beschreibt Diekmann seinen Weg zum Erfolg und teilt wertvolle Lektionen über die Bedeutung von Ausdauer und Risikobereitschaft. Er ermutigt dazu, stets neugierig zu bleiben und aus Fehlern zu lernen, und betont die Notwendigkeit, ein Netzwerk aufzubauen, das auf gegenseitiger Hilfe und echtem Interesse beruht.
Merkel fragte Putin nach seinem größten Fehler
Während des Gesprächs klingt es fast so, als ob Diekmann Putin verteidigen wolle. Nein, tut er nicht. Trotzdem hat er bei seinen verschiedenen Treffen einen anderen Putin als den von heute erlebt. Er sei immer wieder überrascht, Menschen zu treffen, die immer schon wussten "was für ein blutiger und brutaler Nationalist Wladimir Putin gewesen ist", sagt Diekmann. "Die gleichen Leute habe ich 2001 erlebt, als Putin nach Deutschland gereist ist: Ein junger Präsident, der dann auf Deutsch zu den Abgeordneten gesprochen hat, im Reichstag in Berlin. Also in der Hauptstadt, die mal das Symbol war für den Kalten Krieg, für die Teilung von Ost und West."
Damals habe Putin in der Sprache von Schiller, Kant und Goethe gesprochen und davon geschwärmt, "dass Russland ein freundliches, europäisches Land sei". Die Stimme weich und leise. "Und etliche der Abgeordneten, die heute behaupten, sie hätten schon immer gewusst, was für ein schlechter Typ er ist, die hatten damals Tränen in den Augen."
Inzwischen habe sich Putin verändert, sagt Diekmann: "Ich glaube tatsächlich, dass Putin eine Entwicklung durchlaufen ist." Seit 24 Jahren an der Macht habe es in der gleichen Zeit fünf unterschiedliche US-Präsidenten gegeben. Er glaube, dass es tatsächlich am Anfang einen Wladimir Putin gegeben habe, der offen war für eine Partnerschaft mit dem Westen. Ein Irrtum. "Möglicherweise glaubte Putin, es gebe Versprechungen des Westens, was Teilhabe an der Macht angeht, was Teilhabe am Wohlstand angeht, die dann anschließend nicht erfüllt worden sind."
Diekmann erinnert sich daran, als die damalige Kanzlerin Angela Merkel Putin nach seinem größten Fehler gefragt habe. "Und seine Antwort war: Dass ich Euch, dass ich Ihnen vertraut habe." Es müsse irgendwo einen Bruch gegeben haben, der in ihm eine neue Erkenntnis geschürt habe: "Wenn ich vom Westen ernst genommen werden will, dann muss ich mich im wahrsten Sinne des Wortes auf die Landkarte zurückbomben." Das habe er dann ja auch vom Jahr 2004 an sukzessive gemacht. Diekmanns Fazit: "Der Putin von 2001 ist ein völlig anderer als der Putin von 2024."
Eine ehrliche Freundschaft zu Schröder
Auch auf Gerhard Schröder und dessen Freundschaft zu Putin kommt Diekmann zu sprechen. "Ich nehme ihm ab, dass diese Freundschaft ehrlich gewesen und ehrlich gemeint gewesen ist." Inzwischen sei das anders. "Ich bin fest davon überzeugt, dass heute Gerhard Schröder ganz tief in seinem Innersten weiß, dass ihn Putin heute eigentlich nur noch benutzt oder benutzt hat." Seine Begründung: Hätte Putin das mit der Freundschaft zu Schröder ernst gemeint, "dann hätte er Gerhard Schröder bei seinem Besuch 2022, wenige Wochen nach Kriegsbeginn, irgendetwas mit nach Hause geben müssen".
Für Schröders Gazprom-Engagement sei der zu Recht kritisiert worden. "Man kann ihn kritisieren für Vieles, was er im Umgang mit Russland gesagt und möglicherweise auch falsch gemacht hat", sagt Diekmann. "Aber das stellt zum einen nicht seine Lebensleistung infrage."
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Quelle: ntv.de, cam/ure