"Ich werde hart arbeiten" Kim verfasst Neujahrsbrief an Landsleute
01.01.2021, 11:16 Uhr
Wendet sich lieber schriftlich an sein Volk: Kim Jong Un.
(Foto: via REUTERS)
Wie sich die wirtschaftliche Situation in Nordkorea wirklich darstellt, weiß niemand. Kim Jong Un gibt in einem Brief an die Bevölkerung des abgeschotteten Landes immerhin so viel preis: Es sind "schwierige Zeiten". Deshalb drückt der Machthaber seinen Dank aus.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hat der Bevölkerung in einem seltenen Neujahrsbrief für die Unterstützung der Regierungspartei in diesen "schwierigen Zeiten" gedankt. Der handgeschriebene Brief wurde kurz vor einem wichtigen Parteikongress veröffentlicht, bei dem die wirtschaftlichen Ziele des Landes festgelegt werden sollen. Normalerweise hält Kim am 1. Januar eine TV-Ansprache, diese hatte er jedoch im vergangenen Jahr erstmals ausfallen lassen.
Der Neujahrsbrief erreichte die Nordkoreaner nach den Feierlichkeiten auf dem Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang, wo das neue Jahr mit Feuerwerk, Gesang und Tanz eingeleitet wurde. Die Feier fand trotz der Corona-Pandemie statt, die nach Angaben der Behörden das Land noch nicht erreicht hat.
Kim wünschte der Bevölkerung in dem Brief, der von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreitet wurde, Glück und Gesundheit und schrieb: "Auch im neuen Jahr werde ich hart arbeiten, um die neue Ära noch früher einzuleiten, in der die Ideale und Wünsche unseres Volkes in Erfüllung gehen werden." Kim dankte der Bevölkerung auch für die Unterstützung der Partei "in schwierigen Zeiten" - wobei er sich offenbar auf die wirtschaftliche Not bezog, die durch internationale Sanktionen und die strengen Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus ausgelöst wurde. Südkoreanischen Medien zufolge schickte zuletzt Kims Vater Kim Jong Il im Jahr 1995 eine Neujahrsbotschaft an das Volk.
Der Kongress, bei dem ein neuer wirtschaftlicher und politischer Plan aufgestellt werden soll, ist das erste derartige Treffen seit fünf Jahren und erst das achte in der Geschichte Nordkoreas. Die Vorbereitungen für die größte politische Versammlung des Landes laufen auf Hochtouren. Die Delegierten für den 8. Kongress der Arbeiterpartei seien in Pjöngjang eingetroffen und von den Bürgern der Hauptstadt herzlich empfangen worden, berichteten Staatsmedien am Donnerstag. Die Teilnehmer hätten zudem bei einer Zeremonie eine Urkunde erhalten.
Warten auf einen neuen Fünf-Jahres-Plan
Südkoreanische Medien werteten die Berichte als Zeichen dafür, dass der Beginn des wahrscheinlich mehrtägigen Kongresses der im Nachbarland herrschenden Arbeiterpartei kurz bevorstehen könne. Formal ist der Kongress, der ursprünglich alle fünf Jahre abgehalten werden sollte, das wichtigste Gremium der Partei. Doch war der 7. Kongress im Mai 2016 der erste seit 36 Jahren gewesen. Damals ließ sich Machthaber Kim auf den neu geschaffenen Posten des Parteivorsitzenden wählen, womit er seine Position an der Spitze der Organisation gefestigt hat.
Die nordkoreanischen Medien hatten diese Woche berichtet, Kim habe am Dienstag eine Sitzung des Politbüros geleitet, um den Kongress für Anfang Januar vorzubereiten. Wann genau das Treffen losgeht, wurde jedoch nicht mitgeteilt. Im August hatte Nordkorea angekündigt, beim nächsten Kongress solle die Arbeit des Zentralkomitees überprüft "und ein neuer Fünf-Jahres-Plan für die wirtschaftliche Entwicklung" dargelegt werden. Auch werde eine neue Führungsriege des Zentralkomitees gewählt. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist Nordkorea internationalen Sanktionen unterworfen, die die wirtschaftliche Entwicklung des Landes hemmen.
In Südkorea wurde spekuliert, dass Nordkorea auch einen neuen politischen Kurs gegenüber den USA und Südkorea festlegen könne. Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea über sein Atomprogramm kommen seit dem gescheiterten Gipfeltreffen Kims mit US-Präsident Donald Trump im Februar 2019 in Vietnam nicht mehr voran.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa