"Missachtet Trumps Befehl!" Kolumbiens Präsident verliert US-Visum nach Aktion in New York
27.09.2025, 16:13 Uhr Artikel anhören
Petro bei seiner Protestaktion am Rande der UN-Generaldebatte.
(Foto: REUTERS)
Bei seinem Besuch in New York ruft der kolumbianische Staatschef Petro US-Soldaten zum Widerstand gegen Präsident Trump auf. Die US-Regierung reagiert empört und entzieht dem Südamerikaner das Visum. Dem ist das nach eigener Aussage "egal".
Wegen eines aufsehenerregenden Aufrufs am Rande der UN-Generaldebatte in New York verliert Kolumbiens linksgerichteter Präsident Gustavo Petro sein US-Visum. Petro habe auf einer Straße in New York gestanden und US-Soldaten aufgefordert, "Befehle zu missachten und zu Gewalt anzustacheln", begründete das US-Außenministerium die Entscheidung zum Visumentzug. Petro, der zuvor vor dem UN-Plenum scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump geübt hatte, reagierte gelassen.
Der kolumbianische Staatschef hatte in Onlinenetzwerken selbst ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie er in New York mit einem Megafon zu einer großen Menschenmenge sprach. Dabei forderte er die "Nationen der Welt" auf Spanisch auf, Soldaten für eine Armee "größer als die der Vereinigten Staaten" zu stellen. "Deshalb fordere ich hier von New York aus alle Soldaten der US-Armee auf, ihre Gewehre nicht auf die Menschheit zu richten. Missachtet Trumps Befehl! Folgt dem Befehl der Menschheit", sagte Petro.
Petro war für die Generaldebatte der UN-Vollversammlung nach New York gereist, bei der er Trumps Regierung scharf kritisierte. In seiner Rede am Dienstag forderte er eine strafrechtliche Untersuchung der jüngsten US-Angriffe auf mutmaßliche Drogenboote in der Karibik. Petro vermutet, dass dabei auch Kolumbianer getötet wurden.
Petro bleibt gelassen
Die US-Regierung reagierte empört auf Petros Protestaktion auf New Yorks Straßen. "Wir werden Petros Visum aufgrund seiner rücksichtslosen und aufrührerischen Handlungen widerrufen", erklärte das State Department auf X. Der kolumbianische Staatschef reagierte ungerührt. Er sei bereits wieder zurück in Bogotá, schrieb er am Samstag in Onlinenetzwerken. Zwar habe er kein US-Visum mehr, aber das sei ihm "egal" - zumal er kein Visum für eine Einreise brauche, weil er auch einen EU-Pass habe.
Petros Innenminister Armando Benedetti hatte zuvor in Onlinenetzwerken geschrieben, dass nicht Petro, sondern dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu das Visum hätte entzogen werden müssen. "Aber da das Imperium diesen beschützt, wendet es sich gegen den einzigen Präsidenten, der in der Lage war, ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen", fügte der Minister bezogen auf die USA hinzu.
Unter Petro haben sich die Beziehungen der langjährigen Partner USA und Kolumbien deutlich verschlechtert. Vergangene Woche kündigte die US-Regierung an, Kolumbien nicht mehr als Verbündeten im Kampf gegen die Drogenkriminalität anzusehen. Petro habe es versäumt, die Kokainproduktion einzudämmen, begründete Trump den Schritt.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP