Politik

Tuberkuloseverdacht und Krätze Kranke Flüchtlinge verlassen Rettungsschiff

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Seit fast einer Woche warten die Flüchtlinge im Hafen von Catania auf die Erlaubnis, an Land zu gehen..

(Foto: dpa)

Seit Wochen müssen die aus Seenot geretteten Flüchtlinge an Bord der "Diciotti" ausharren - auf einem Schiff, auf dem es nur zwei Bäder für rund 150 Menschen gibt. Nun werden 17 Kranke wegen Ansteckungsgefahr von Bord gebracht.

An Bord des Rettungsschiffs "Diciotti", das seit Tagen im Hafen von Catania ausharrt, hat es mehrere Tuberkulose-Verdachtsfälle gegeben. Nach einer Anordnung der Gesundheitsbehörde verließen zwölf von ihnen das Schiff, berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Zunächst war von 16 Menschen die Rede gewesen - einige Frauen hätten sich allerdings geweigert von Bord zu gehen, weil sie sonst Verwandte hätten zurücklassen müssen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Die Agentur berichtete von zwei Verdachtsfällen der ansteckenden Infektionskrankheit. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus verlässlicher Quelle erfuhr, gab es jedoch mehr Fälle. Zahlreiche Migranten leiden außerdem an Krätze, eine durch Milben verursachte Hautkrankheit.

Nach ergebnislosen Beratungen über die Verteilung der aus Seenot Geretteten am Freitag in Brüssel ging die Hängepartie für 134 Migranten auf dem Schiff im Hafen von Catania weiter. Unterdessen zeigte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer "sehr zuversichtlich", bald eine Vereinbarung mit Rom über die Rücknahme von Asylbewerbern zu treffen. Allerdings fordert Italien auch hier Zugeständnisse bei den aus Seenot geretteten Migranten. 

Innenminister Matteo Salvini erwarte als Gegenleistung für die Rücknahme von Asylbewerbern an der deutsch-österreichischen Grenze, die bereits in Italien einen Antrag gestellt haben, "dass man in etwa vergleichbarer Größenordnung sich an der Seenotrettung beteiligt als Bundesrepublik Deutschland", sagte Seehofer.

Die populistische Regierung in Italien fährt einen strikten Anti-Migrationskurs. Sie will im Mittelmeer gerettete Migranten nur noch an Land lassen, wenn ihre Aufnahme in der EU vorab geklärt ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Rande eines Besuchs in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, die Gespräche über die Verteilung von Flüchtlingen, die gerade in Brüssel stattfinden, seien "alles andere als einfach". 

UNO und Papst Franziskus schalten sich ein

Italien verhandelte unterdessen auch mit Ländern außerhalb der EU über die Verteilung der Migranten. Das Außenministerium in Rom erklärte, Beitrittskandidat Albanien habe sich bereit erklärt, 20 Menschen aufzunehmen. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen forderte die EU-Staaten auf, sich auf Grundwerte wie Solidarität und die Menschenrechte zu besinnen. "Es ist an der Zeit, dem Schlagabtausch ein Ende zu setzen", sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi laut Mitteilung. Auch Papst Franziskus schaltete sich von Irland aus ein und verlangte eine Lösung, die "weit über kurzfristige politische Entscheidungen hinausgehend Weisheit, Weitblick und humanitäre Fürsorge erfordert". Die "massive Migrationskrise" werde nicht von alleine aufhören, sagte der Pontifex in Dublin.

Die in Catania festsitzenden Migranten waren bereits am 16. August im Mittelmeer von der italienischen Küstenwache aufgenommen worden. Kurz nach der Rettung wurden 13 Migranten zur medizinischen Versorgung nach Lampedusa gebracht. Seit Montag liegt das Schiff in dem sizilianischen Hafen. Mittwochabend durften 27 Minderjährige von Bord gehen.

Schon vor Bekanntwerden der Tuberkulose-Verdachtsfälle hatten Medien über bedenkliche hygienische Zustände auf dem Schiff berichtet. Demzufolge gibt es nur zwei Bäder für die Vielzahl an Menschen. 

Tuberkulose ist dem Robert Koch Institut zufolge auch heute noch weltweit die bakterielle Infektionskrankheit, die am häufigsten zum Tode führt - und das, obwohl sie behandelbar ist. Ansteckend sind Menschen, bei denen der Krankheitsherd Anschluss an die Luftwege hat. Bakterien werden dann durch Husten und Niesen freigesetzt.

Quelle: ntv.de, ftü/dpa

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