Mageres Ergebnis in Sachsen Kretschmer büßt als CDU-Chef Stimmen ein
06.11.2021, 16:47 Uhr
Michael Kretschmer führt weitere zwei Jahre die CDU Sachsen an.
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Bei der letzten Wahl zum sächsischen CDU-Vorsitzenden hat Michael Kretschmer fast 96 Prozent der Delegiertenstimmen erhalten. Diesmal fällt das Ergebnis deutlich schwächer aus. Während er als Ministerpräsident große Zustimmung genießt, verliert er in den eigenen Reihen an Zuspruch.
Die sächsische CDU hat ihren Vorsitzenden Michael Kretschmer für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt - allerdings mit einem eher mageren Ergebnis. Der 46-Jährige erhielt auf einem Landesparteitag in Dresden eine Zustimmung von 76,35 Prozent. Bei 214 abgegebenen Stimmen bekam er 155 Stimmen, elf Delegierte enthielten sich. Damit schnitt Kretschmer deutlich schlechter ab als bei vorherigen Abstimmungen. 2017 hatte er bei seiner ersten Wahl 90 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können, zwei Jahre später waren es sogar 95,5 Prozent.
Nach seiner Wahl schlug Kretschmer wie erwartet Amtsinhaber Alexander Dierks als Generalsekretär vor. Er erhielt ein fast identisches Ergebnis wie der Landesvorsitzende. Die Zustimmung für Dierks lag bei 75,5 Prozent. Von den drei stellvertretenden Landesvorsitzenden erhielt der Plauener Oberbürgermeister Steffen Zenner das beste Ergebnis: 95,8 Prozent. Er ist neu in diesem Amt. Kulturministerin Barbara Klepsch wurde mit 75,8 Prozent wiedergewählt, CDU-Fraktionschef Christian Hartmann mit 81,4. Damit setzt die CDU im neuen Landesvorstand weitgehend auf Kontinuität.
In seiner Rede vor rund 250 Delegierten ging Kretschmer gleich zu Beginn auf die Lage der CDU in Deutschland ein. Seiner Ansicht nach braucht die Union bei ihrer Erneuerung einen langen Atem. Es gehe nicht um einen Sprint. "Wir müssen uns auf einen Marathonlauf einrichten." Kretschmer forderte Teamgeist und einen "wirklichen Ruck".
Auch in der Sachsen-CDU müsse man sich Gedanken über einen Aufbruch machen und ihre Basis verbreitern. 10.000 Mitglieder reichten nicht aus: "Wir brauchen mehr Menschen, die sich für diese Demokratie engagieren." Die CDU müsse auf diese Leute zugehen.
"Das kann kein gutes Ende nehmen"
Angesichts drastisch steigender Corona-Infektionen mahnte Kretschmer konsequentes Handeln an. "Wir müssen jetzt in einer besonderen Weise auf die Bremse treten." Die Entwicklung dürfe so nicht weitergehen. "Das kann kein gutes Ende nehmen. Wir wollen keinen neuen Lockdown. Wir wollen, dass Kindergärten und Schulen offen bleiben." Doch dafür müsse man jetzt handeln. Kretschmer sprach sich dafür aus, Corona-Schnelltests wieder für alle kostenlos anzubieten. Mit Testen allein löse man das Problem jedoch nicht. Die aktuelle Corona-Welle lasse sich nur durch eine radikale Kontaktreduzierung brechen. "Es ist die letzte Ausfahrt, die jetzt kommt vor einem Lockdown."
Zu Beginn des Parteitages, dem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder als Gastredner beiwohnte, hatte die Sachsen-CDU an ihren ehemaligen Vorsitzenden und sächsischen Regierungschef Kurt Biedenkopf erinnert. Er war am 12. August im Alter von 91 Jahren gestorben. Mit Bernhard Vogel - dem vormaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Thüringen - hielt ein Weggefährte Biedenkopfs eine Gedenkrede. Vogel bezeichnete Biedenkopf als Baumeister des wiedererstandenen Freistaates Sachsen, als Hoffnungsträger der CDU und prägenden Gestalter der Bundesrepublik Deutschland. "Sachsen war ein Glücksfall für Biedenkopf und Biedenkopf war ein Glücksfall für Sachsen."
Quelle: ntv.de, chf/dpa