Politische Farben nach der Wahl So hat sich Thüringen verändert
02.09.2024, 13:06 Uhr Artikel anhören
Am Morgen nach der Landtagswahl leuchtet Thüringen in neuen Farben auf: Auf der politischen Landkarte erscheinen weite Teile des rund 2,1 Millionen Einwohner zählenden Bundeslands in Blau. Wie haben die Parteien in der Fläche abgeschnitten?
In Deutschland ist erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine rechtsextreme Partei als stärkste Kraft aus einer Landtagswahl hervorgegangen: In Thüringen erreichte die Partei von Björn Höcke laut vorläufigem amtlichen Auszählungsergebnis 32,8 Prozent der Stimmen. Im Vergleich zur zurückliegenden Wahl 2019 konnte sich die "Alternative für Deutschland" (AfD) damit um 9,4 Prozentpunkte verbessern.
Wie hat die Wahl die politische Landkarte in Thüringen verändert? Ein Blick auf die Zweitstimmen-Ergebnisse der Parteien nach Wahlkreisen:
Hinweis: Die Infografik zeigt das regionale Wahlergebnis nach Zweitstimmen, eingefärbt nach der jeweils stärksten Partei. Zum Vergleich mit dem Wahlergebnis 2019 bitte in der Grafik oben durchklicken.
Der Wahlausgang ist deutlich: Im Vergleich zur zurückliegenden Landtagswahl sind massive Verschiebungen zu erkennen. Die Landtagswahl 2024 färbt die Mehrheit des zentral gelegenen Bundeslands blau ein. Die AfD gewinnt - gemessen am Zweitstimmen-Ergebnis - in 37 der insgesamt 44 Thüringer Wahlkreise.
Die Linke dagegen verliert in der Fläche. Am Tag nach der Wahl bleibt der Partei des scheidenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow nur ein nach Landesstimmen gewonnener Wahlkreis. In der Universitätsstadt Jena erzielte die Linke trotz erheblicher Verluste immerhin noch einen Anteil von 22,3 Prozent der dort abgegebenen Stimmen.
Bei den Erststimmen ergibt sich ein etwas differenzierteres Bild: Die Parteien, die schon länger im Landtag vertreten sind, verfügen vor Ort und in der Lokalpolitik über tendenziell mehr Personal. Bekannte Gesichter und erfahrene Landespolitiker schlagen sich im regionalen Erststimmen-Wahlergebnis deutlich nieder:
Hinweis: Diese Thüringen-Karte zeigt die jeweiligen Wahlkreisgewinner nach Erststimmen.
Die CDU konnte sich bei den Zweitstimmen insgesamt 6 Wahlkreise sichern. Schwarz gefärbt bleiben auf der politischen Landkarte die beiden Wahlkreise in Eichsfeld nahe der Grenze zu Hessen und Niedersachsen. Neu erobern konnten die Christdemokraten daneben städtisch geprägte Wahlkreise wie in der Landeshauptstadt, in Weimar und auch im Osten von Jena, den Wahlkreis Jena II.
Das Thüringer Wahlrecht unterscheidet im Rahmen einer personalisierten Verhältniswahl zwischen Erststimmen, die für Kandidaten im Wahlkreis vergeben werden, und Zweitstimmen, die als sogenannte Landesstimme an Parteien gehen. Jeder Wähler kann bei der Stimmabgabe also zwei Kreuze machen.
Insgesamt hat die AfD unter Führung ihres Spitzenkandidaten Björn Höcke die Landtagswahl in Thüringen klar gewonnen. Die CDU steigt zur neuen zweitstärksten Kraft auf: Mit ihrem Spitzenkandidaten Mario Voigt erhielten die Christdemokraten einen Stimmanteil von 23,6 Prozent. Das entspricht im Vergleich zu 2019 einem Zugewinn von 1,9 Prozentpunkten.
Die Linke, die in Thüringen mit Bodo Ramelow bisher den Ministerpräsidenten stellte, müsse nach der BSW-Abspaltung dramatische Verluste hinnehmen. Die einstige Regierungspartei verliert zahlreiche ihrer bisherigen Hochburgen und ist im Erfurter Landtag künftig nur noch als viertstärkste Fraktion hinter dem BSW vertreten.
Quelle: ntv.de