Politik

"Markus, lass es" Laschet kämpft um sein Vermächtnis - und gegen Söder

Armin Laschet wird als CDU-Chef abtreten, nach einer nur kurzen Amtszeit.

Armin Laschet wird als CDU-Chef abtreten, nach einer nur kurzen Amtszeit.

(Foto: imago images/Chris Emil Janßen)

Die Union hat die Bundestagswahl verloren und einen desaströsen Absturz erlebt. Über die Gründe wird noch gestritten. Der noch amtierende CDU-Chef Laschet will dabei ein Wörtchen mitreden - und beklagt sich bitter über die Seitenhiebe aus Bayern.

CDU-Vorsitzender, Ministerpräsident und Kanzlerkandidat - das alles ist Armin Laschet nicht oder bald nicht mehr. Der Absturz der Union und die knappe Niederlage gegen die SPD bei der Bundestagswahl haben ihn nicht nur das Kanzleramt gekostet, sondern auch den CDU-Vorsitz. Dass er als Regierungschef von Nordrhein-Westfalen zurücktreten würde, hatte er bereits vor der Wahl angekündigt, Laschet ist bald nur noch ein einfacher Bundestagsabgeordneter.

Bleibt die Frage nach den Gründen für die verlorene Wahl. Diesen stellte sich der amtierende CDU-Chef am Mittwochabend bei "Maischberger" erstmals in einem längeren Fernsehinterview. Laschet ist dabei der strapaziöse Wahlkampf anzumerken, auch die desaströse Niederlage seiner Partei hat ihre Spuren hinterlassen. Genauso deutlich wird aber, wie er um sein Vermächtnis kämpft, wie er auch bei mehreren Nachfragen von Moderatorin Sandra Maischberger versucht, seine Sicht auf Wahlkampf und Niederlage darzustellen.

Mehrere Punkte fallen dabei auf: Laschet hält sich, allen Einwänden während und nach dem Wahlkampf zum Trotz, nach wie vor für den richtigen Kanzlerkandidaten der Union. "Ja", antwortet er auf eine entsprechende Frage. "So wie der Bundesvorstand das eingeschätzt hat, war die Einschätzung, dass das so richtig ist", sagt er etwas ungelenk. Hinweise auf Umfragen lässt er nicht gelten: "Umfragen sind doch nicht die Basis", sagt er und verweist auf den Beschluss, der ihn zum Kandidaten machte: "Zwei Drittel des Bundesvorstands haben sich für den Kanzlerkandidaten ausgesprochen, ein Drittel nicht." Ob er glaube, er habe mit der Kandidatur den Willen der großen Mehrheit der CDU-Mitglieder erfüllt? "Ja", antwortet Laschet. Er hat da keine Zweifel.

Laschet nennt drei Gründe für Wahlniederlage

Warum also hat es nicht geklappt mit der Kanzlerschaft? "Es gibt ganz viele Gründe, es gibt nicht eine Antwort", sagt Laschet, und nennt drei: Er selbst habe Fehler gemacht, die Geschlossenheit habe gefehlt und die SPD habe sich diesmal geschlossen und solidarisch gezeigt. "Und das waren wir leider nicht", sagt Laschet.

Selbstkritisch ist der CDU-Chef durchaus. "Ich habe Fehler gemacht, Fehler sind passiert, die nicht hätten passieren müssen. Ich hab gegeben, was ich konnte in vielem", sagt er. Das ist die eine Seite, die Laschet wichtig ist: Die Verantwortung für die Wahlniederlage hat er bereits übernommen und personelle Konsequenzen gezogen.

Die andere Seite, auf die er Wert legt, die Teil seines Vermächtnisses als CDU-Chef ist, lautet: Markus Söder als künftigen Kanzlerkandidaten zu verhindern. Angesprochen auf die permanenten Seitenhiebe des CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten während des Wahlkampfs beklagt sich Laschet über dessen Verhalten: "Er hat lange Zeit gesagt 'Die CDU hat das erste Vorschlagsrecht'. Deshalb war ich erst mal überrascht, dass er überhaupt antrat, weil er ein Jahr lang das Gegenteil gesagt hatte." Noch im August 2020 sei das gar kein Thema gewesen, dass es zu einem Konflikt zwischen CDU und CSU kommen könnte. "Und das habe ich lange Zeit geglaubt", so Laschet.

Warnung vor dem CSU-Chef

Öffentlich über Söders Sticheleien zu streiten, hätte es auch nicht besser gemacht. Er habe ihn aber immer wieder angerufen und gesagt: "Markus, lass es. Markus, warum sagst Du jetzt wieder das?" Söder habe sich aber herausgeredet, er sei falsch zitiert worden, habe das gar nicht so gesagt. "Es waren immer andere", lautet Laschets bitteres Fazit.

Sein Verhältnis zum CSU-Chef sei "lange Zeit sehr gut" gewesen, er habe ihm "wirklich viel geglaubt", erklärt Laschet. "Aber dass im Wahlkampf solche Sätze nicht hilfreich sind, sagen inzwischen viele andere auch." Über Söders mögliche Motive äußert sich Laschet nicht. "Ich weiß es nicht", sagt er nur. Aber es habe der CSU auch nichts genutzt. "Ich glaube, die CSU wäre auch stärker, wenn wir in Berlin gemeinsam regieren würden."

Die Aufarbeitung des schlechten Wahlergebnisses der Union ist in vollem Gange. Und Laschet ist bei seinem Fernsehauftritt wichtig, seine eigene Sicht aufzuzeigen. Er stemmt sich gegen die allzu einfache Erklärung vom falschen Kandidaten. Und er weist auf die ständigen Störversuche aus Bayern hin. Diese Lehre jedenfalls will Laschet nach seiner kurzen Amtszeit als CDU-Chef hinterlassen: Markus Söder ist nicht zu trauen.

Quelle: ntv.de

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