Putins Außenminister in Afrika Lawrow wird mit offenen Armen empfangen
28.07.2022, 10:11 Uhr (aktualisiert)
Vertiefen die Freundschaft: Russlands Langzeit-Außenminister Lawrow mit Ugandas Langzeit-Präsidenten Museveni.
(Foto: via REUTERS)
Der rote Teppich ist ausgelegt, die russische Fahne gehisst: In Uganda wird Moskaus Chefdiplomat Lawrow herzlich empfangen. Es ist nur eine Station seiner Afrika-Reise, auf der er mit dem Westen um Einfluss konkurriert. Ugandas Langzeitpräsident Museveni jedenfalls telefoniert jetzt regelmäßig mit Putin.
Es ist ein Empfang ganz nach russischem Geschmack: Als Russlands Außenminister Sergej Lawrow am späten Montagabend im ostafrikanischen Uganda landet, wird ihm der rote Teppich ausgerollt. Die russische Flagge ist über dem Flughafengebäude gehisst. Mit offenen Armen heißt ihn sein ugandischer Amtskollege Jeje Odong willkommen - ein deutliches Zeichen der jahrzehntelangen Freundschaft.
Russlands Chefdiplomat ist in dieser Woche auf Afrika-Tour. Dabei sind sowohl Ort als auch Zeit strategisch gut gewählt. Von Moskau kommend besuchte er am Sonntag zunächst Ägypten - das politische und wirtschaftliche Schwergewicht auf dem Kontinent. Danach reiste er in die Republik Kongo mit ihrem Langzeitpräsidenten Denis Sassou Nguesso. Nach dem zweitägigen Zwischenstopp in Uganda wird er am Mittwoch in Äthiopien erwartet, dem Hauptsitz der Afrikanischen Union. Dort wird er auch mit Botschaftern anderer afrikanischer Länder zusammentreffen.
Über eine "zukunftsorientierte Partnerschaft" wolle Lawrow mit den Afrikanern sprechen. Das hatte er in einem Leitartikel angekündigt, der in den vergangenen Tagen in sämtlichen Staatszeitungen der zu besuchenden Länder abgedruckt war. Darin betont er die jahrzehntelange "Freundschaft und Zusammenarbeit" zwischen Russland und seinen afrikanischen Partnern. "Unser Land zwingt niemandem etwas auf oder sagt anderen, wie sie zu leben haben", betont Lawrow.
Auch Macron tourt durch Afrika
Das hört man in afrikanischen Ländern wie Uganda oder der Republik Kongo gern, wo die Präsidenten seit langem jeglichen demokratischen Machtwechsel ablehnen. Im Gegenzug verhalten sich diese Länder, wie zuletzt im März, bei Abstimmungen in der Generalversammlung der Vereinten Nationen über Sanktionen gegen Russland neutral.
Der Zeitpunkt von Russlands neuer Afrika-Initiative ist kein Zufall. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist derzeit auf dem Kontinent unterwegs, besucht Kamerun, Benin und Guinea-Bissau. In West- und Zentralafrika konkurrieren Russland und Frankreich um Einfluss, vor allem in den Bürgerkriegsregionen Mali und Zentralafrikanische Republik.
Die USA sollten darüber nicht vergessen werden. US-Präsident Joe Biden hat seinen Sondergesandten für das Horn von Afrika, Mike Hammer, ebenfalls nach Afrika geschickt: Auch er besucht Ägypten und Äthiopien. Der US-Präsident kündigte vergangene Woche an, er werde Ende des Jahres in Washington eine große Afrika-Konferenz abhalten. Die Antwort aus Moskau kam prompt: Der Kreml plant 2023 einen zweiten großen Afrika-Gipfel. Der erste fand 2019 in Sotschi statt.
"Putin hat Recht!"
An der Schwarzmeerküste hatte auch Ugandas Präsident Yoweri Museveni vor drei Jahren eine enge Partnerschaft mit Russland ausgehandelt, die nun ausgebaut wird. Seitdem schickt Uganda vermehrt Hochschulstudenten nach Russland. Der russische Staatskonzern Rosatom plant, in dem Land die Atomenergie voranzubringen. Und nicht nur das: Seit März berichtet der russische Staatssender Russia Today landesweit in Uganda zur besten Sendezeit auf Englisch, über die Frequenzen des staatlichen Fernsehkanals. "Schaltet ein, wenn ihr unvoreingenommene Nachrichten über das Weltgeschehen empfangen möchtet", twitterte die russische Botschaft damals.
Die Verbindungen in den Kreml werden enger. Seit Juni telefoniert der seit 1986 amtierende Präsident Museveni nun regelmäßig mit Moskau. Mit dem russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew, dem Vorsitzenden der Regierungspartei Jedinaja Rossija (Vereinigtes Russland), hat Musevenis Partei NRM (Nationale Widerstandsbewegung) jüngst eine Partnerschaftserklärung abgeschlossen. Für den 77-jährigen ugandischen Präsidenten bedeutet das, dass er in Zukunft auf Moskaus Rückendeckung zählen kann - auch bei einer möglichen baldigen Machtübergabe an seinen Sohn.
Der 1974 geborene Muhoozi Kainerugaba steht mittlerweile in den Startlöchern, die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Er ist bereits einer der ranghöchsten Generäle des Landes und Kommandant des Heeres, also auch zuständig für ein Großteil des Waffenarsenals, das fast ausschließlich aus Russland stammt: vom Kampfjet bis zum Sturmgewehr. Aus seiner Bewunderung für Putin macht Kainerugaba keinen Hehl: "Putin hat Recht!", twitterte er vier Tage nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Februar.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 26. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de