Umweltkatastrophe im Grenzfluss Lemke: Unklar, ob Oder sich überhaupt erholt
27.08.2022, 00:34 Uhr
Ein toter Blei liegt am Morgen im flachen Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses.
(Foto: Patrick Pleul/dpa)
Dass die Oder nach dem massiven Fischsterben lange brauchen wird, um sich zu erholen, ist offensichtlich. Umweltministerin Lemke meldet nun allerdings sogar Zweifel daran an, ob das überhaupt jemals der Fall sein wird.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke erwartet nach der Umweltkatastrophe in der Oder langfristige Schäden für den deutsch-polnischen Grenzfluss. Ob die Oder sich wieder vollständig erholen werde, lasse sich noch nicht sagen, so die Grünen-Politikerin im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "In der Oder als Ökosystem entstand weit größerer Schaden als das Fischsterben allein", so Lemke. Die ersten Untersuchungsergebnisse ließen befürchten, dass es gravierendere Schäden geben könnte.
"Die Ursachen sind noch nicht endgültig geklärt", sagte Lemke. Dennoch würde sie das Fazit ziehen, dass es sich um eine menschengemachte Gewässerverschmutzung handele - "vermutlich in Kombination mit der Hitze, die niedrige Wasserstände und hohe Wassertemperaturen verursachte", so die Ministerin. Angesichts der Oder-Katastrophe müsse man prüfen, ob es auch anderswo genehmigte Einleitungen in Gewässer gibt, die künftig wegen steigender Temperaturen gefährlicher werden, erklärte die Umweltministerin.
"In viele Flüsse werden permanent und legal chemische Substanzen, Salze und Nährstoffe eingeleitet. Dass das bei niedrigen Wasserständen und hohen Temperaturen ein größeres Problem für ein Gewässer sein kann als bei niedriger Wassertemperatur und größerer Verdünnung, legt der gesunde Menschenverstand nahe."
Rettungsplan nötig
In der Oder waren massenhaft tote Fische entdeckt worden. Die genaue Ursache für das Fischsterben ist bisher unklar. Wissenschaftler sehen in einem hohen Salzgehalt im Fluss einen wesentlichen Grund für die Umweltkatastrophe, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart. Umweltschützer hatten vor einem weiteren Fischsterben gewarnt.
Angesichts der Umweltkatastrophe in der Oder dringen mehrere Naturschutz- und Umweltverbände auf einen umfassenden Rettungsplan für den deutsch-polnischen Grenzfluss. "Der dramatische Verlust an Fischen, Muscheln und anderen Weichtieren, sowohl in absoluter Zahl als auch bei der Artenvielfalt, sowie die unvorhersehbaren Konsequenzen für das Ökosystem der Oder erfordern rasches, umfassendes politisches Handeln", verlangte der Deutsche Naturschutzring.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa