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Reaktion auf getötete Kinder Libanesen sorgen sich vor israelischem Großangriff

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Ein israelischer Militärhubschrauber kreist über den Golanhöhen.

Ein israelischer Militärhubschrauber kreist über den Golanhöhen.

(Foto: picture alliance/dpa/JINI via XinHua)

Die Wut in Israel nach der tödlichen Attacke auf die Golanhöhen ist groß, mit der Hisbollah ist der Schuldige schnell ausgemacht. Die Terrororganisation im Libanon streitet die Verantwortung ab. Die Zivilbevölkerung befürchtet dennoch einen baldigen Angriff.

In der libanesischen Hauptstadt Beirut herrscht eine angespannte Ruhe vor einem möglichen Angriff Israels gegen die Hisbollah-Miliz. Die Straßen der Küstenstadt waren am Wochenende wie üblich vergleichsweise leer - womöglich auch deshalb, weil Anwohner zu Hause die aktuellen Nachrichten zum Konflikt mit Israel verfolgten. In vielen Cafés und Restaurants drehte sich das Gespräch über die Lage an der südlichen Grenze des Landes mit Israel.

"Ich mache mir Sorgen, weil ich meine Kinder hergebracht habe, um den Sommer mit der Familie zu genießen", sagte Sami Kinaan, ein in Dubai lebender Geschäftsmann. "Und ich hasse es, das Land mit drei Kindern schnell verlassen zu müssen, wenn Israel angreifen sollte." Andere zeigten sich eher gleichgültig. Israel habe Treffer auf die Hisbollah seit Oktober angekündigt, aber weder Israel noch die Hisbollah wollten einen Krieg, sagte die Anwohnerin Mona Dahir. Sie interessiere nicht, ob Israel angreife - sie ginge trotzdem zum Strand.

Teilweise waren am Himmel israelische Kampfflugzeuge zu hören. "Sie wollen uns Angst einjagen, aber wir sind Überlebenskünstler", sagte ein Kellner namens Imad. "Ich bin hier, um auf andere Gedanken zu kommen", sagte ein Restaurantbesitzer. Eine Frau sagte: "Für mich ist der Verlust jeglicher Zivilisten auf beiden Seiten traurig."

Zwölf Kinder und Jugendliche getötet

Am Samstag waren bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den Golanhöhen mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren getötet worden, die meisten davon Kinder und Jugendliche. Israel machte die mit dem Iran verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah für die Attacke verantwortlich und drohte mit einer harten Reaktion. Bereits in der Nacht bombardierte die israelische Luftwaffe nach Militärangaben mehrere Hisbollah-Ziele im Libanon.

Der Vorfall löste international Bestürzung und Sorge vor einer Eskalation der Gewalt in der Region aus. UN-Vertreter riefen beide Parteien zu "größtmöglicher Zurückhaltung" auf. Auch die USA und die EU verurteilten den Angriff.

Es wird vermutet, dass der Raketenangriff auf den Golanhöhen auf einen israelischen Angriff im Dorf Kfar Kila nahe der libanesisch-israelischen Grenze erfolgte, bei dem nach Angaben der Hisbollah vier ihrer Mitglieder getötet wurden. Die Hisbollah teilte allerdings in einer Erklärung mit, sie habe mit dem Angriff auf die Golanhöhen nichts zu tun. Dies wurde jedoch von Israel als falsch eingestuft. Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi sagte bei einem Besuch am Ort des Einschlags, es handele sich um eine Falak-Rakete mit einem 53-Kilogramm-Sprengkopf. Es sei eine Rakete der Hisbollah. "Wer eine solche Rakete auf ein Wohngebiet schießt, will Zivilisten töten, will Kinder töten."

Israel fordert Hisbollah-Rückzug

Die israelische Militärexpertin Sarit Zehavi verwies allerdings darauf, dass die Schiitenmiliz vor dem tödlichen Vorfall Angriffe auf eine israelische Militärbasis auf dem Berg Hermon für sich reklamiert habe. "Es ist sehr leicht, die Basis auf dem Berg Hermon mit ungenauen Raketen, wie etwa der Falak, zu verfehlen", meinte sie. Madschdal Schams liege unmittelbar darunter. Der Raketentreffer in dem drusischen Dorf könne demnach auch ein Fehlschuss gewesen sein.

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Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums sagte ungeachtet dessen, es gebe nun nur eine Möglichkeit, einen umfassenden Krieg zu verhindern, "der auch für den Libanon verheerend wäre". Die Hisbollah müsse gezwungen werden, sich gemäß einer UN-Resolution bis hinter den Litani-Fluss zurückzuziehen, schrieb Oren Marmorstein bei X. Dieser liegt 30 Kilometer von der Grenze zwischen Israel und dem Libanon entfernt. "Jetzt ist es die allerletzte Minute, dies noch diplomatisch zu tun."

Seit Monaten besteht die Sorge, dass die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah sich zusätzlich zum Gaza-Krieg zu einem weiteren umfassenden Krieg entwickeln könnten. Viele Libanesen suchen deshalb Ablenkung, etwa an den Stränden oder in den Bergen des Mittelmeerlandes. Der Libanon kämpft zudem mit der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte und einer anhaltenden politischen Krise.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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