"Schock bis in den großen Zeh" Linken-Landeschefin verteidigt Blumenwurf
08.02.2020, 11:58 Uhr
"Ich hatte das tiefe Gefühl, dass das richtig ist", sagt Hennig-Welsow über ihren Blumenwurf.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei vielen Abgeordneten im Thüringer Landtag sitzt der Schock tief, als unerwartet Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten gewählt wird - mithilfe der AfD. Aus Protest wirft Linken-Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow Blumen vor Kemmerichs Füße. Trotz Morddrohungen steht sie hinter ihrer Aktion.
Kurz nachdem Thomas Kemmerich von der FDP überraschend zum Ministerpräsidenten Thüringens gewählt wurde, sollte Linke-Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow ihm eigentlich einen Blumenstrauß mit Glückwünschen überreichen. Doch aus Protest dagegen, dass Kemmerich am Mittwoch mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD ins Amt gewählt wurde, wirft ihm Hennig-Welsow die Blumen vor die Füße. "Auf dem Weg zu Kemmerich war mir klar, dass es ein Zeichen braucht, um auch anderen Menschen Mut zu machen, dass das so nicht geht und dass wir das nicht hinnehmen und dass wir kämpfen werden", sagt sie RTL/ntv im Interview.
Mit der Wahl des FDP-Politikers habe niemand in ihrer Partei gerechnet, sagt Hennig-Welsow. "Es war ein Schock, der mir bis in den großen Zeh ging." Für sie sei es der größte Vertrauensbruch, dass die AfD-Stimmen Kemmerich zum Amt des Ministerpräsidenten verholfen haben. "Wir haben hier die Höcke-AfD, wir haben die extreme Rechte, wir haben den faschistischen Flügel", sagt die Linken-Politikerin und spricht von einem "schwarzen Mittwoch".
Als Hennig-Welsow vor Kemmerich stand, habe sie außerdem gesagt, dass sie sich für ihn schäme. Die Aktion sei nicht geplant gewesen. "Ich hatte das tiefe Gefühl, dass das richtig ist", sagt Hennig-Wellsow. "Mir war es ein Bedürfnis zu sagen: 'Wir können jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir können nicht so tun, als ob wir diesen Ministerpräsidenten anerkennen können", sagt sie.
Nach ihrem Blumenwurf erreicht die Politikerin viel Zuspruch. Per Mail und auf ihren Social-Media-Kanälen seien jedoch auch etliche negative Nachrichten eingegangen. Hennig-Wellsow hat nach eigenen Angaben Dutzende Morddrohungen erhalten. Das sei für sie als Abgeordnete der Linken in Thüringen nichts Neues, deshalb habe sie bereits seit einiger Zeit Auskunftssprerre für ihre Wohnadresse. "Ich habe einen kleinen Sohn, den ich schützen will, und einen Mann, den ich schützen will", sagt sie. Ihre Aktion bereut sie trotz der Morddrohungen nicht: "Letztendlich glaube ich, trotzdem, nach wie vor, zu 100 Prozent, es war genau richtig, das so zu machen."
Quelle: ntv.de, ibu