Ebenfalls durch Schüsse? Löcher im Dach von Essens neuer Synagoge entdeckt
19.11.2022, 18:44 Uhr
Beamte dokumentieren die Löcher im Dach der neuen Synagoge in Essen.
(Foto: dpa)
In der Nacht zu Freitag wird auf das Rabbinerhaus an der Alten Synagoge im nordrhein-westfälischen Essen geschossen. Noch fehlt vom Täter jede Spur. Nun werden Löcher im Dach der neuen Synagoge entdeckt. Derweil erhöht das Land die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen.
Nach den Schüssen auf ein Nebengebäude der Alten Synagoge in Essen sind der Polizei auf dem Dach der neuen Synagoge zwei ältere Löcher aufgefallen, die ebenfalls auf Schüsse zurückgehen könnten. Bei den entdeckten Beschädigungen könne es sich möglicherweise um Einschusslöcher handeln, teilte die Polizei Essen mit. Es gehe um zwei ältere Löcher im Abstand von rund einem halben Meter, sagte ein Sprecher. "Ob es Einschüsse sind, wird man prüfen müssen." Polizei-Experten begannen mit der Untersuchung der Löcher. Beteiligt war auch das Landeskriminalamt.
Erst in der Nacht auf Freitag war in Essen auf das frühere Rabbinerhaus an der Alten Synagoge geschossen worden, die der Stadt gehört und nicht mehr für Gottesdienste genutzt wird. Eine unbekannte Person hatte dabei mindestens drei Schüsse auf eine Tür abgegeben. Die aktuell genutzte Synagoge aus dem Jahr 1959 liegt rund einen Kilometer Luftlinie von der Alten Synagoge aus dem Jahr 1913 entfernt. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Schüssen auf die Alte Synagoge und den Beschädigungen an der neuen Synagoge gebe, werde derzeit geprüft.
Im Fall der Schüsse auf das Rabbinerhaus dauern die Ermittlungen derweil an. Das beschädigte Türelement sei ausgebaut worden und werde nun kriminaltechnisch untersucht, sagte der Polizeisprecher. Die Videoaufzeichnungen würden weiter ausgewertet. Bislang gebe es keine Zeugenhinweise. Nach dem Täter werde weiterhin gefahndet. Es stehe allerdings noch nicht ganz fest, dass es sich tatsächlich um einen Mann handele, sagte der Sprecher. Dies sei auf den Aufnahmen nicht eindeutig zu erkennen gewesen. Durch die Schüsse war niemand verletzt worden. In dem getroffenen Gebäude ist ein Institut für deutsch-jüdische Geschichte untergebracht.
Die Polizei verstärkte unterdessen ihre Präsenz an dem Gebäudekomplex in der Innenstadt. "An allen jüdischen Einrichtungen in Essen und Mülheim wurden die Schutzmaßnahmen erhöht", sagte der Sprecher. Die Fraktionen von SPD und FDP beantragten eine Sondersitzung des Innenausschusses des Landtags. In dem Antrag der beiden Oppositionsparteien für die Sondersitzung im Landtag heißt es, vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Zunahme antisemitischer Straftaten solle die Landesregierung in einer Sondersitzung über den Sachstand bei den Ermittlungen und die bisher bekannten Hintergründe der Tat berichten. Zudem solle die Landesregierung über die Maßnahmen zum Schutz von jüdischen Einrichtungen in NRW Auskunft geben.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa