Disput über Gespräche mit Putin Macron nennt Polens Regierungschef "rechtsextrem"
08.04.2022, 07:57 Uhr
Macron während einer Wahlkampfveranstaltung in Paris.
(Foto: AP)
Zwischen dem französischen Staatschef Macron und dem polnischen Ministerpräsidenten Morawiecki tobt ein Streit über den Umgang mit Wladimir Putin. Nun weist der Franzose die Kritik an seinen Telefonaten mit dem Kremlchef deutlich zurück. Diese seien "von Zynismus geprägt", aber auch seine Pflicht.
Kurz vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat Amtsinhaber Emmanuel Macron seine Gespräche mit dem russischen Kollegen Wladimir Putin verteidigt - und nochmal gegen Polen ausgeteilt. "Diese Rolle des Dialogs mit dem russischen Präsidenten ist undankbar", sagte Macron Lesern der Zeitung "Le Parisien" über seine zahlreichen Telefonate mit Putin im Vorfeld und nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.
Den polnischen Regierungschef Mateusz Morawiecki, der ihn für die Gespräche mit Putin kritisiert hatte, nannte Macron einen "rechtsextremen Antisemiten". Morawiecki hatte Macron dafür kritisiert, mit "Kriminellen" zu verhandeln und ihn gefragt, ob er auch mit Hitler und Stalin verhandeln würde. "Wie oft haben Sie mit Putin verhandelt und was haben Sie erreicht?", fragte Morawiecki in Richtung Macrons.
"Es ist nie ein Vergnügen"
Er habe "Stunden" in Gesprächen mit dem russischen Staatschef verbracht, sagte Macron. "Jede Diskussion ist von Zynismus geprägt, es ist nie ein Vergnügen", sagte Macron, der den "Dialog" als seine "Pflicht" bezeichnete. Er fügte hinzu, dass er nicht vor "Mitte Mai" einen "Ausweg" aus dem Krieg in Europa sehe. Die Gespräche mit Putin seien aber nicht vergebens, sondern "nützlich, um den Frieden von morgen vorzubereiten".
Macron hatte die Anschuldigungen bereits am Vortag als "unbegründet" und "skandalös" bezeichnet. Er beschuldigte Morawiecki, sich "in den politischen Wahlkampf in Frankreich einzumischen", und auf dessen Nähe zu seiner rechtspopulistischen Rivalin bei den Präsidentschaftswahlen, Marine Le Pen, hingewiesen.
Macron hatte vor und nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mehrfach ergebnislos mit Putin telefoniert. Polen setzt sich in der EU und NATO vehement für ein härteres Vorgehen gegenüber Russland ein. Andere Staats- und Regierungschefs schrecken angesichts ihrer Abhängigkeit von russischen Energielieferungen sowie der russischen Atomwaffen vor einer direkten Konfrontation mit Putin zurück.
Quelle: ntv.de, mbe/AFP