Nach Mord an Kim Jong Nam Malaysia bestellt Nordkoreas Botschafter ein
20.02.2017, 07:32 Uhr
Südkorea ist sich sicher: Der nördliche Nachbar steckt hinter dem Tod des Halbbruders von Diktator Kim Jong Un. Auch Malaysia, wo Kim Jong Nam starb, kritisiert Pjöngjang. Nun kommt es zu einem diplomatischen Zwist.
Nach dem mutmaßlichen Giftmord an einem Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un gibt es diplomatische Verstimmungen zwischen dem isolierten Land und Malaysia. Die Regierung in Kuala Lumpur bestellte den nordkoreanischen Botschafter Kang Chol ein.
Dabei sei es um Äußerungen des Diplomaten gegangen, Malaysia habe etwas zu verbergen, erklärte das Außenministerium des Landes. Demnach wird auch der malaysische Botschafter in Pjöngjang zu Konsultationen zurück in seine Heimat beordert.
Die ansonsten recht guten Beziehungen zwischen Malaysia und Nordkorea werden durch den Mord an Kim Jong Nam auf eine harte Probe gestellt. Nordkoreas Botschafter äußerte Zweifel an der Identität des Toten, nachdem Malaysia die Übergabe des Leichnams an Nordkorea verweigert und eine Autopsie angeordnet hatte. Die Botschaft habe den Mann als den nordkoreanischen Staatsbürger Kim Chol identifiziert, sagte der Botschafter. "Wir werden das Ergebnis kategorisch zurückweisen", sagte Kang am Freitag in Kuala Lumpur. Es war das erste Mal seit dem Mord, dass sich ein Vertreter Nordkoreas zu dem Fall äußerte. Malaysias Polizeichef Tan Sri Khalid Abu Bakar betonte, Nordkorea müsse das Ende der Untersuchung abwarten, bevor die Leiche des Opfers in die Heimat überführt werden könne. Zudem müsse Nordkorea DNA-Proben von Kims Familie bereitstellen.
Vier Verdächtige verhaftet
Südkorea sieht es als erwiesen an, dass Pjöngjang hinter dem mutmaßlichen Giftanschlag auf Kim Jong Nam steckt. Dies hätten die malaysischen Ermittlungen ergeben, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Wiedervereinigungsministeriums am Sonntag in Seoul. Da fünf Verdächtige aus Nordkorea kämen, sei dies evident.
Die malaysische Polizei selbst äußerte sich nicht zu politischen Verantwortlichkeiten für den Mord vor einer Woche. Sie teilte mit, sie fahnde nach einer Festnahme noch nach vier weiteren Verdächtigen aus Nordkorea. Die Männer im Alter von 33 bis 57 Jahren seien bereits außer Landes geflohen. Zudem würden drei weitere Nordkoreaner gesucht, von denen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse in dem Fall erhoffen.
Videoaufnahmen aufgetaucht
Der 45-jährige Halbbruder von Nordkoreas Staatschef war am Montag vor einer Woche am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Südkoreanischen Medien zufolge sprühten ihm die Täter Gift ins Gesicht, bevor er an Bord einer Maschine nach Macau gehen wollte. Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen: ein 46-jähriger Nordkoreaner, eine 25-jährige Frau mit indonesischem Pass und ihr malaysischer Freund sowie eine 28-jährige Verdächtige mit vietnamesischem Pass.
Eine Überwachungskamera soll den mutmaßlichen Giftanschlag gefilmt haben. Die vom japanischen Sender Fuji TV veröffentlichten Aufnahmen zeigen, wie eine Frau einem Mann anscheinend etwas ins Gesicht wischt. Die Echtheit der Videoaufnahmen wurde von offizieller Seite bislang nicht bestätigt.
Der 45-jährige Kim Jong Nam war der ältere Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Kim Jong Nam galt lange als möglicher Nachfolger seines Vaters. Offenbar überwarf er sich mit ihm aber nach einem Versuch, 2001 mit gefälschten Papieren nach Japan zu reisen. Seitdem lebte er im Ausland, die meiste Zeit davon in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao.
Quelle: ntv.de, mli/rts/AFP