Entbindungsklinik bombardiert Mariupol: Schwangere und Baby sterben nach Angriff
14.03.2022, 13:20 UhrNach der russischen Attacke auf eine Geburtsklinik rufen die Bilder verletzter Frauen weltweit Entsetzen hervor. Eine schwangere Frau wird in eine andere Klinik gebracht, doch weder sie noch ihr Baby überleben. Das teilt nun das ukrainische Außenministerium mit.
Eine schwangere Frau und ihr ungeborenes Baby sind nach der russischen Bombardierung einer Entbindungsklinik in der umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol gestorben. Das bestätigte das ukrainische Außenministerium. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur AP von ihrem Tod berichtet. Sie hatte Bilder von der verletzten Frau auf einer Trage veröffentlicht, wie sie von Rettungskräften abtransportiert wurde.
Die Videos und Bilder von letztem Mittwoch zeigten, wie die Frau ihren blutigen Unterbauch während ihres Transports streichelte. Ihr blasses Gesicht zeugte von dem Schock über das Geschehene, heißt es bei AP. Der Angriff und die Bilder davon hatten für besonderes Entsetzen gesorgt. Moskau behauptete, das Gebäude sei von ukrainischen Kämpfern genutzt worden. Von ukrainischer wie auch von UN-Seite jedoch hieß es, dass es sich um eine funktionierende Geburtsklinik gehandelt habe.
Laut AP-Bericht wurde die verletzte Frau in ein anderes Krankenhaus gebracht, das jedoch näher an der Front lag. Dort versuchten die Ärzte ihr Leben zu retten. Als die Frau begriff, dass sie ihr Baby verlieren werde, soll sie das medizinische Personal gebeten haben, sie auf der Stelle zu töten. Der Chirurg Timur Marin stellte bei ihr schwere Verletzungen fest, ihr Becken sei zertrümmert und ihre Hüfte ausgerenkt gewesen. Per Kaiserschnitt wurde das Kind zur Welt gebracht, habe jedoch "keine Lebenszeichen" gezeigt, wird Marin zitiert. Dann hätten sich die Ärzte auf die Mutter konzentriert. Doch nach 30 Minuten seien die Wiederbelebungsmaßnahmen eingestellt worden. "Beide starben", sagte der Chirurg am Samstag. Der Ehemann der Frau und ihr Vater hätten ihren Leichnam mitgenommen, meldet AP.
Überlebende Bloggerin bringt Tochter zur Welt
Eine andere Frau, die Bloggerin Mariana Vishegirskay, die ebenfalls in der Entbindungsklinik in Mariupol war, hat nach dem Luftangriff eine Tochter zur Welt gebracht. Sie berichtete gegenüber AP, dass sie gerade auf Station war, als Fenster und Wände auseinanderflogen. "Wir wissen nicht, wie es geschah. Wir waren auf unseren Stationen und einige hatten Zeit, sich zu schützen, andere nicht."
Videos und Fotos hatten gezeigt, wie Vishegirskaya in eine Decke gewickelt, von Schutt bedeckte Treppen in der zerstörten Klinik herunterging. Von russischer Seite hieß es, es handele sich bei ihr um eine Schauspielerin bei einem inszenierten Angriff.
Moskau spricht von Falschmeldung
"Es gibt wenige Dinge, die verkommener sind, als die Verletzlichen und Hilflosen ins Visier zu nehmen", schrieb der britische Premierminister Boris Johnson bei Twitter. Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sprach von "barbarischer Anwendung militärischer Gewalt gegen Zivilisten".
Moskau weist die ukrainische Darstellung entschieden als Falschmeldung zurück. Das russische Verteidigungsministerium ließ mitteilen: "Der Luftangriff, der angeblich stattgefunden hat, ist eine vollständig orchestrierte Provokation, um die antirussische Aufregung beim westlichen Publikum aufrechtzuerhalten", sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Donnerstag. Wie auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte Konaschenkow, das am Mittwoch attackierte Gebäude sei zuletzt als Lager ultraradikaler Kämpfer des ukrainischen Bataillons Asow genutzt worden. UN-Sprecher Stephane Dujarric hingegen sagte in New York: "Das dortige Menschenrechtsteam hat bestätigt und dokumentiert, was sie als wahllosen Luftangriff auf das Krankenhaus bezeichneten, und dass das Krankenhaus zu dieser Zeit Frauen und Kinder versorgte."
Quelle: ntv.de, ysc/dpa