2000 Tote oder Vermisste Mehr Flüchtlinge kommen übers Mittelmeer
25.06.2017, 10:27 Uhr
Allein die spanische Küstenwache griff in den vergangenen Tagen Hunderte Flüchtlinge auf dem Mittelmeer auf.
(Foto: AP)
Um nach Europa zu kommen, riskieren viele Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer ihr Leben. Im ersten Halbjahr des Jahres nimmt die Zahl der Menschen, die so nach Italien kommt, wieder zu. Unzählige Menschen sterben bei dem Versuch.
Die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, hat einem Medienbericht zufolge wieder zugenommen. Seit Jahresbeginn bis zum 22. Juni habe Italien 71.978 Neuankömmlinge registriert, berichtet die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise. Das sei ein Plus von 27,6 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr.
Diese Zahl bezieht sich nur auf die zentrale Mittelmeerroute als Fluchtweg. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen zusätzlich zwischen dem 1. Januar und dem 30. April mehr als 3300 Menschen über das Mittelmeer nach Spanien. Insgesamt wurden nach jüngsten IOM-Angaben seit Jahresbeginn im Mittelmeer 2018 Flüchtlinge als tot oder vermisst registriert.
1,45 Millionen Menschen würden noch an der nordafrikanischen Küste auf eine Gelegenheit warten, nach Europa zu kommen, heißt es im "Bild"-Bericht weiter. Rund 3,3 Millionen Flüchtlinge hielten sich derzeit in der Türkei auf. In Griechenland seien es 62.354 Flüchtlinge, davon 14.489 auf den Inseln.
181.000 Menschen gelangten 2016 von Nordafrika übers Meer nach Italien. Es wird damit gerechnet, dass 2017 noch einmal 30 Prozent mehr die gefährliche Überfahrt in das EU-Land wagen werden. Viele machen sich dann weiter auf den Weg nach Deutschland.
EU will Grenzschutz stärken
Die EU will künftig stärker mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge zusammenarbeiten, um den Zustrom von Migranten über das Mittelmeer zu stoppen. "Das einzige Ergebnis, das für uns wirklich zählt, ist ein definitives Ende dieser tragischen Situation", sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk am Freitag nach Ende des EU-Gipfels in Brüssel.
Die Staats- und Regierungschefs der EU beschlossen etwa, die europäische Grenz- und Küstenwache weiter auszubauen. Zudem soll die Arbeit an einer EU-Liste sicherer Drittstaaten verstärkt werden. Dazu sollen Rückübernahmeabkommen abgeschlossen werden, "unter Nutzung aller verfügbaren Hebel", wie es in der Schlusserklärung heißt. Zudem will die EU weiter beim Aufbau der Küstenwache im Bürgerkriegsland Libyen helfen.
Bei Amnesty International stößt diese Kooperation auf heftige Kritik. "Trotz der bekannten schweren Menschenrechtsverletzungen unterstützt die EU eine Küstenwache, die Menschen wieder in eine Hölle aus Gewalt, Misshandlungen und Vergewaltigungen zurückbringt", sagte der Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation in Deutschland, Markus Beeko.
Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa/AFP