Beschlüsse nach Impfgipfel Merkel: "Werden leider von Notbremse Gebrauch machen müssen"
19.03.2021, 19:01 Uhr
Kanzlerin Merkel verlangt mehr Flexibilität in der Impfkampagne.
(Foto: dpa)
Impfen, Impfen, Impfen: So lautet die Devise von Bundeskanzlerin Merkel. Nach einem Impfgipfel mit den Bundesländern erläutert die Regierungschefin das weitere Vorgehen in der nur langsam laufenden Impfkampagne. Die aktuellen Corona-Fallzahlen sind dabei Anlass zur Sorge.
Bundeskanzlerin Angela Merkel rechnet angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens damit, dass die von Bund und Ländern vereinbarte Notbremse bei einer anhaltenden Sieben-Tage-Inzidenz von 100 gezogen werden muss. "Die Situation hat sich ja sehr schwierig entwickelt", sagte die Kanzlerin nach dem Impfgipfel mit den Bundesländern.
In Deutschland sei derzeit bei den Fallzahlen ein exponentielles Wachstum zu beobachten. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir ohne diese Notbremse auskommen, aber das wird nicht möglich sein, wenn ich mir die Entwicklung der letzten Tage anschaue", betonte sie mit Blick auf das Bund-Länder-Treffen am Montag.
Bei ihrer Telefonkonferenz einigten sich Bund und Länder darauf, dass die Hausärzte unmittelbar nach Ostern routinemäßig in die Schutzimpfungen gegen das Coronavirus einsteigen sollen. Vorgesehen ist allerdings die Möglichkeit, dass Länder bis zum 22. März erklären, sich daran nicht zu beteiligen. Wegen der zunächst noch geringen Mengen an verfügbarem Impfstoff wird das Impfen in den Hausarztpraxen auch nur langsam starten.
In dem Beschlusspapier ist von etwa einem Impftermin pro Woche die Rede. Umgerechnet auf rund 50.000 Hausärzte in Deutschland geht es demnach um eine Größenordnung von 20 Impfdosen pro Praxis - insgesamt rund eine Million Impfdosen. In der letzten April-Woche sollen dann jedoch schon fast 3,2 Millionen Impfdosen an Hausarztpraxen gehen.
Zusätzliche Dosen für Grenzländer
Vereinbart wurde ferner, dass fünf Bundesländer zum Schutz vor dem Eintrag mutierter Coronaviren durch Pendler aus Nachbarstaaten zusätzliche Impfdosen bekommen sollen. Dies betrifft das Saarland und Rheinland-Pfalz mit ihrer Grenze zu Frankreich sowie Bayern, Sachsen und Thüringen wegen der hohen Infektionszahlen in Tschechien. Dem Beschluss zufolge soll Bayern 100.000 zusätzliche Impfdosen bekommen, Sachsen 100.000, das Saarland 80.000, Thüringen 30.000 und Rheinland-Pfalz 20.000 Dosen. Zusammen sind das 330.000 Dosen.
Dieser Impfstoff soll aus der Zusatzlieferung von 580.000 Dosen des Herstellers Biontech/Pfizer kommen, die dieser Hersteller zugesagt hat. Die restlichen 250.000 Zusatzdosen sind in der Woche nach Ostern für die Hausarztpraxen eingeplant.
Merkel forderte beim Impfen mehr Tempo. "Wir wollen - und ab April können wir das auch - schneller und flexibler werden", sagte sie. "Wir wollen, dass die sprichwörtliche und im Übrigen auch bewährte deutsche Gründlichkeit um mehr deutsche Flexibilität ergänzt wird." Die Devise laute: "impfen, impfen, impfen".
Spahn entlassen? "Nein"
Sie selbst würde sich auch mit dem Astrazeneca-Vakzin impfen lassen, antwortete die CDU-Politikerin auf eine entsprechende Frage einer Journalistin. Sie wolle jedoch warten, bis sie der Impf-Priorisierung gemäß an der Reihe sei. Dass durch den zwischenzeitlichen Stopp des Präparats großer Schaden entstanden sei, bezweifle sie, sagte Merkel. Es sei richtig gewesen, "dass wir absolute Transparenz haben walten lassen". Auf die Frage, ob sie sich "dem Gedanken nähern" könne, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu entlassen, sagte die Kanzlerin klar "Nein".
Mit Blick auf die Debatte um den russischen Impfstoff Sputnik V betonte Merkel, sie würde eine europäische Bestellung vorziehen. Zugleich schloss sie einen deutschen Alleingang bei der Zulassung nicht aus: "Wenn es zu einer europäischen Bestellung nicht käme, aber dafür habe ich keine Anzeichen, dann müssten wir auch einen deutschen Weg alleine gehen." Die europäische Arzneimittelagentur EMA prüft Sputnik V derzeit noch.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/rts/DJ