Nach Machtübernahme der Taliban Merkel erwartet mehr Afghanistan-Flüchtlinge
16.08.2021, 15:59 Uhr
Die aktuellen Ereignisse in Afghanistan führt Merkel direkt auf den US-Truppenabzug zurück.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Nach dem Fall Kabuls droht Afghanistan ein brutales Talibanregime - bereits jetzt fliehen Tausende Menschen vor den Islamisten. Kanzlerin Merkel rechnet damit, dass deren Zahl sich weiter erhöhen wird. Sie setzt auf die Unterstützung der Flüchtlinge vor Ort.
Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan eine wachsende Zahl von Flüchtlingen. "Viele Menschen werden versuchen, das Land zu verlassen", sagte Merkel nach AFP-Informationen in der Sitzung der CDU-Parteigremien in Berlin. Kritisch äußerte sich Merkel zur Entscheidung der USA zum Truppenabzug aus Afghanistan: Dies habe einen "Domino-Effekt" bewirkt, der nun zur Machtübernahme der radikalislamischen Taliban geführt habe.
Die Bundesregierung werde im Umgang mit der erwarteten Fluchtbewegung eng mit den Nachbarländern Afghanistans zusammenarbeiten, sagte Merkel demnach: "Wir sollten alles tun, um den Ländern dabei zu helfen, die Geflüchteten zu unterstützen", wurde Merkel zitiert. "Das Thema wird uns noch sehr lange beschäftigen." Die Kanzlerin zeigte sich erschüttert über die Lage in Afghanistan. "Für die vielen, die auf Fortschritt und Freiheit gebaut haben - vor allem die Frauen -, sind das bittere Ereignisse", wurde Merkel gegenüber AFP zitiert.
Die Kanzlerin ließ demnach auch Kritik an der Entscheidung der US-Regierung zum Truppenabzug durchblicken. Diese Entscheidung habe vor allem "innenpolitische Gründe" gehabt, sagte Merkel laut Teilnehmern. Der Abzug der US-Truppen habe einen "Domino-Effekt" ausgelöst, der zum Zusammenbruch von Afghanistans Armee und Regierung und zur Machtübernahme der Taliban geführt habe. "Wir haben immer gesagt: Wenn die Amerikaner dort bleiben, dann bleiben wir dort auch", wurde Merkel zitiert. "Die Amerikaner haben dort viele Leben geopfert. Es bleibt bitter." Nun heiße es: "So viele Menschen wie möglich in Sicherheit bringen und den Organisationen helfen, die Menschen retten."
Quelle: ntv.de, jhe/AFP