Besuch in jüdischer Schule Merz macht Antisemiten Ansage
13.03.2024, 15:15 Uhr Artikel anhören
Merz äußerte sich nach seinem Gespräch mit Schülern gemeinsam mit Gideon Joffe von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Schulleiter Aaron Eckstaedt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Am Rande seines Besuchs in einem jüdischen Gymnasium in Berlin fordert CDU-Chef Merz Härte gegen antisemitische Straftäter. Wenn diese keinen deutschen Pass hätten, müssten sie abgeschoben werden.
CDU-Chef Friedrich Merz hat gefordert, antisemitische Straftäter hart zu bestrafen und sie notfalls auszuweisen, wenn sie keine deutsche Staatsangehörigkeit hätten. Es sei "ein bedrückender Zustand", dass jüdische Schülerinnen und Schüler Angst haben müssten, in Deutschland zu leben, sagte er am Rande eines Besuchs des jüdischen Moses-Mendelssohn-Gymnasiums in Berlin. Schüler würden angepöbelt und vermieden es, die Kippa oder den Davidstern offen zu tragen. Er sprach von einem "Grundgefühl, dass man in Deutschland nicht sicher lebt". Diesen Schülern müsse man sagen: "Wir stehen hinter euch, wir schützen euch". Es müsse alles getan werden, damit diese Heranwachsenden sicher in diesem Land leben können.
Merz besuchte das Gymnasium mit rund 500 Schülern, davon etwa zwei Drittel jüdischen Glaubens, zum zweiten Mal. Das erste Mal war er kurz nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023, bei dem mehr als 1000 Menschen ermordet, vergewaltigt und verschleppt wurden, zu Gast gewesen. Auch diesmal führte er Gespräche mit den Schülern. "Dieses Treffen war anders als beim ersten Mal", sagte Merz anschließend. Beim ersten Besuch hätten alle noch ganz unter dem Eindruck der Ereignisse gestanden. Diesmal sei es nicht nur um den Massenmord der Hamas gegangen, sondern auch um andere politische Themen.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, warnte anschließend vor "französischen Verhältnissen" in Deutschland. Im Nachbarland würden jüdische Kinder kaum noch öffentliche Schulen besuchen, weil sie dort so stark angefeindet würden. Viele der Schüler am Mendelssohn-Gymnasium seien "Flüchtlinge", die von anderen Schulen in Deutschland gekommen seien. "Wir hören täglich Geschichten darüber, wie jüdische Schüler ihre Identität in öffentlichen Schulen verstecken", sagte er im Gespräch mit ntv.de. "Man kann definitiv sagen: 99 Prozent dieser Fälle basieren auf muslimischem Antisemitismus." Die Jüdische Gemeinde ist Trägerin des Gymnasiums.
Nach dem Hamas-Massaker seien die Sicherheitsmaßnahmen an der Schule verstärkt worden. "Alle sind aufmerksamer geworden, alle sind vorsichtiger geworden", sagte Joffe, dessen Wiederwahl zum Gemeindevorsitzenden der Zentralrat der Juden bislang nicht anerkannt hat. Schulleiter Aaron Eckstaedt sagte ntv.de, viele Schüler seien Opfer von Cybermobbing geworden, auch von ihnen bekannten Jugendlichen. "Was da passiert ist, hat viele überrascht und befremdet, weil viele registrieren mussten, dass ihre sogenannten Freunde, keine Freunde mehr sind", sagte Eckstaedt.
Quelle: ntv.de, vpe