Politik

Sex-Skandal erschüttert Tories Minister belästigte offenbar Unterhaus-Chefin

Das britische Kabinett: Diese Runde meinte die schottische Tory-Chefin Ruth Davidson kürzlich, als sie May aufforderte, ihren "Stall auszumisten".

Das britische Kabinett: Diese Runde meinte die schottische Tory-Chefin Ruth Davidson kürzlich, als sie May aufforderte, ihren "Stall auszumisten".

(Foto: imago/i Images)

Der Rücktritt ihres Verbündeten und Verteidigungsminister Fallon war ein Rückschlag für Theresa May. Nun kommt heraus, was wirklich dahinter steckt. Ranghohe Tories fürchten, dass die Regierung über diesem Streit auseinanderbrechen könnte.

Vor zwei Tagen trat der britisches Verteidigungsminister Michael Fallon von seinem Amt zurück - und löste damit wilde Spekulationen aus. Er habe, so erklärte er selbst, "den hohen Standards, die wir bei den Streitkräften benötigen", nicht genügt. Zudem schrieb Fallon, "viele" der Vorwürfe gegen ihn seien falsch. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt nur ein Vorwurf sexueller Belästigung gegen ihn bekannt geworden. Und selbst die Journalistin, die ihn erhoben hatte, fand, dass der Vorfall, als Fallon ihr vor 15 Jahren die Hand aufs Knie gelegt hatte, sei kein Rücktrittsgrund. Warum also musste der enge Vertraute von Theresa May das Kabinett verlassen?

Nun berichten mehrere britische Medien, der tatsächliche Grund für Fallons Rücktritt seinen Anschuldigung einer ranghohen Parteikollegin gewesen. Andrea Leadsom, die Chefin des britischen Unterhauses und in dieser Funktion auch Kabinettsmitglied, beklagte sich demnach bei May über den Verteidigungsminister und forderte dessen Rücktritt. So soll Fallon vor Jahren einmal auf Leadsoms Bemerkung, sie habe kalte Hände geantwortet haben: "Ich weiß, wo Du sie hintun kannst, um sie aufzuwärmen." Zudem sei er ihr körperlich nahegerückt und habe seinen Arme gegen ihren Willen um sie gelegt, berichtet die "Daily Mail". Auch über abschätzige Kommentare Fallons über andere Teilnehmerinnen einer Parlamentssitzung und über Besucherinnen wird berichtet.

Vertraute Fallons stritten die Vorwürfe gegenüber der "Daily Mail" vehement ab. Etwas "derart Fürchterliches" habe er nie gesagt. Dennoch gilt den Berichten zufolge als sicher, dass Leadsoms Beschwerde für May den Ausschlag dabei gab, Fallon zum Rücktritt zu bewegen.

Der Verlust Fallons wiegt für May schwer: In London kursieren Belästigungsvorwürfe gegen Dutzende Tories, darunter mehrere Regierungsmitglieder wie Mays Kabinettschef Damian Green. Zum anderen galt Fallon als ein wichtiger Unterstützer Mays, deren Machtposition in der eigenen Partei ohnehin schwach ist.  

Laut "Daily Mail" werfen mehrere führende Tories Leadsom, die als Widersacherin von May gilt, nun vor, die öffentliche Sexismus-Debatte ausgenutzt zu haben, um ihrer Konkurrentin eins auszuwischen und sich persönlich zu profilieren. Der Streit, so die Zeitung, drohe das ohnehin zerstrittene Kabinett endgültig zu zerreissen. Die "Daily Mail" zitiert einen Unterstützer Fallons aus dem Kabinett mit den Worten: "Was zum Teufel, denkt sich Leadsom dabei? Will sie die gesamte verdammte Regierung stürzen?".

Quelle: ntv.de, mbo

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