Gipfeltreffen der beiden Koreas Moon trifft in Pjöngjang ein
18.09.2018, 04:41 Uhr
Moon Jae In (l.) und Kim Jong Un winken in die Menge, dahinter die Ehefrauen der beiden.
(Foto: REUTERS)
Erstmals seit elf Jahren besucht ein südkoreanischer Präsident Nordkorea. Beim dritten Treffen von Moon Jae In und Kim Jong Un sollen endlich dauerhafte Kompromisse gefunden werden. Die Begrüßung fällt zumindest schon einmal sehr herzlich aus.
Südkoreas Präsident Moon Jae In ist zum Gipfeltreffen mit Kim Jong Un in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang eingetroffen. Beim ersten Besuch eines südkoreanischen Präsidenten seit über elf Jahren möchte er die festgefahrenen Verhandlungen zwischen den USA und Nordkorea im Atomstreit wiederbeleben. Kim und seine Frau empfingen Moon und seine Gattin persönlich am Flugzeug, als beide die Rolltreppe herabstiegen. Hunderte von Nordkoreanern - ausgestattet mit Plastikblumen, nordkoreanischen Nationalfahnen und Wiedervereinigungsflaggen - bejubelten die Begegnung am Flughafen, während eine Militärkapelle spielte.
Im Mittelpunkt des dreitägigen Gipfels stehen der Abbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms sowie eine dauerhafte Friedenslösung zwischen beiden Seiten, die sich seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 völkerrechtlich noch im Kriegszustand befinden. Er hoffe, dass sein Besuch zu einer Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Nordkorea und den USA führen könne, zitierte ein Sprecher der südkoreanischen Regierung den Präsidenten. Es ist bereits das dritte Treffen der beiden in diesem Jahr.
Gespräche mit USA stocken
Kim hatte bei seinen Treffen mit Moon im April im Grenzort Panmunjom sowie anschließend mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur seine grundsätzliche Bereitschaft zur "Denuklearisierung" erklärt. Doch gab es bisher keine konkreten Zusagen, wie und bis wann abgerüstet werden soll. Ein Erfolg des Gipfels könnte möglicherweise auch den Weg für ein zweites Treffen zwischen Trump und Kim ebnen.
Die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea stocken aber. Im August sagte Trump eine geplante Reise von US-Außenminister Mike Pompeo nach Pjöngjang ab, weil es aus seiner Sicht nicht genug Fortschritte gegeben habe. Vor dem Gipfel in Pjöngjang telefonierte Südkoreas Außenministerin Kang Kyung Wha noch mit Pompeo. Beide Seiten hätten bekräftigt, wie wichtig es sei, den Druck aufrechtzuerhalten, bis das gemeinsame Ziel "einer endgültigen, komplett nachweisbaren Denuklearisierung" erreicht sei, sagte eine US-Sprecherin.
Erste Live-Übertragung eines Korea-Gipfels
Ob Kim persönlich am Flughafen erscheinen würde, war bis zuletzt offen geblieben. Die Staatsoberhäupter umarmten sich bei der Begrüßung herzlich, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Anschließend sprachen sie einige Minuten miteinander. Im Anschluss soll es eine Willkommensfeier geben. Moon wird in Nordkorea von einer 200-köpfigen Delegation begleitet, darunter Unternehmenschefs und Vertreter aus Religion, Sport und Kultur.
Nordkorea hatte nur wenige ausgesuchte Journalisten zugelassen, doch war die Ankunft von Moon in dem abgeschotteten stalinistischen Land im Fernsehen in Südkorea zu verfolgen. Es ist nach südkoreanischen Angaben die erste Live-Übertragung eines Gipfels in Pjöngjang in der Geschichte beider Koreas. Viele ausländische Medien bemühten sich vergeblich, zur Berichterstattung über den Gipfel ins Land gelassen zu werden.
USA werfen Russland Sanktionsbruch vor
Der Gipfel findet vor dem Hintergrund von Spannungen zwischen den USA und Russland über die Umsetzung der Sanktionen gegen Nordkorea wegen dessen Atom- und Raketenprogramms statt. Die USA beschuldigen Russland, die UN-Sanktionen dauerhaft zu umgehen. Russland habe die Weltgemeinschaft "betrogen, und nun sind sie erwischt worden", sagte die US-amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley am Montag im Sicherheitsrat. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia nannte die Vorwürfe Haleys "Lügen".
Die Sicherheitsratssitzung war auf Wunsch der USA einberufen worden, nachdem ein UN-Bericht unabhängiger Experten zu Verstößen gegen die UN-Sanktionen auf Druck Russlands geändert worden war. Die USA blockierten daraufhin die Veröffentlichung des Berichts.
Quelle: ntv.de, lou/dpa/AFP