"Angriff auf souveränen Staat" Moskau setzt Vereinbarung mit US-Militär aus
07.04.2017, 10:18 Uhr
Der syrische Luftwaffenstützpunkt bei Al-Schairat auf einem Satellitenbild vor seiner Zerstörung.
(Foto: DigitalGlobe)
Russische Soldaten kämpfen Seite an Seite mit den Truppen des syrischen Regimes. Entsprechend fällt die Reaktion Moskaus auf den US-Angriff aus. Lob bekommt Trump dagegen aus mehreren Hauptstädten des Nahen Ostens.
Die russische Regierung hat den US-Angriff auf einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien scharf verurteilt. Es handle sich um einen "Angriff gegen einen souveränen Staat", erklärte der Kreml. Russland steht im Syrien-Konflikt an der Seite des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad. Der Raketenangriff verletze internationales Recht und sei ein ernsthaftes Hindernis für die Bildung einer internationalen Koalition im Kampf gegen Terrorismus.
Als Reaktion setzte das russische Militär seine Vereinbarung mit den US-Streitkräften zur Vermeidung von Zwischenfällen in Syrien aus. Das verkündete das Außenministerium in Moskau. Mit der Vereinbarung informierten Russland und die USA einander bislang über Militärflüge und Angriffe über Syrien. Das Außenministerium kündigte auch an, Moskau werde eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates einberufen. Das "völlig gedankenlose Vorgehen" der USA habe die Syrienkrise nur vertieft, hieß es in einer Mitteilung.
Russland ist nicht nur ein enger Verbündeter des syrischen Regimes. Auf dem angegriffenen Stützpunkt sollen sich Berichten zufolge auch russische Militärangehörige befunden haben. Laut dem Pentagon war Russland kurz vor Beginn des Angriffs informiert worden. Die syrische Regierung selbst bezeichnete den Militärschlag als "begrenzt" und "erwartet". Eine militärische Eskalation sei nicht zu erwarten, sagte Informationsminister Omran al-Subi.
Syriens Opposition fordert mehr Angriffe
Lob für die amerikanische Militäraktion kam unterdessen aus der syrischen Opposition. Die Koalition der Opposition hoffe auf weitere Luftangriffe, sagte deren Sprecher Ahmad Ramadan der AFP. Er forderte Washington auf, die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe von Machthaber Baschar al-Assad zu zerstören.
Laut Ramadan werden auf dem Luftwaffenstützpunkt Al-Schairat Fassbomben hergestellt und Raketen mit chemischen Substanzen bestückt. Auch US-Präsident Donald Trump hatte gesagt, der Stützpunkt stehe in Zusammenhang mit dem Angriff vom Dienstag, bei dem nach US-Angaben eine Sarin-ähnliche Substanz verwendet wurde.
Auch die US-amerikanischen Verbündeten im Nahen Osten stellten sich hinter die US-Regierung. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, Trump habe eine "starke und klare Botschaft" ausgesendet, dass der Gebrauch und die Verbreitung von Chemiewaffen nicht toleriert werde, erklärte das Büro Netanjahus. Israel unterstütze die Entscheidung Trumps "voll" und hoffe, dass die Botschaft "nicht nur in Damaskus, sondern auch in Teheran, Pjöngjang und anderswo" gehört werde.
Unterstützung für Trump aus Europa
Auch Saudi-Arabien teilte mit, dass das Königreich auf der Seite der USA stehe. Das Außenministerium habe den USA die volle Unterstützung zugesichert, hießt es in Riad. Es sei eine "mutige Entscheidung" Trumps. Auch die Türkei, die sich trotz ihrer Unterstützung für die syrische Opposition jüngst stark an Russland angenähert hatte, begrüßte den amerikanischen Angriff. Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagt dem Sender Fox TV, die internationale Gemeinschaft müsse an ihrer Haltung gegenüber der "Barbarei" Assads festhalten. Kritik kam dagegen unter anderem aus dem Iran.
Aus Europa bekam die US-Regierung Unterstützung. Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault nannte den US-Angriff eine Warnung an ein "kriminelles Regime". Die Zukunft Syriens sei nicht mit dem Präsidenten Baschar al-Assad verbunden. Die Amerikaner begönnen damit, ihre Position klarzustellen. Das Vorgehen sei eine angemessene Antwort auf den "barbarischen Chemiewaffenangriff" der syrischen Regierung, sagt ein Sprecher von Premierministerin Theresa May.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP