Politik

"In den kommenden Tagen" Moskau will raschen Gipfel mit den USA

Gute Miene, aber hart in der Sache. Russlands Außenminister Lawrow (r.) und sein US-Kollege Blinken.

Gute Miene, aber hart in der Sache. Russlands Außenminister Lawrow (r.) und sein US-Kollege Blinken.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Die Lage an der russisch-ukranischen Grenze sowie im Osten der früheren Sowjetrepublik ist aufs Äußerste angespannt. Alle Seiten mahnen eindringlich zur Besonnenheit. Derweil bringt Russland ein Spitzentreffen ins Spiel und kündigt einen Forderungskatalog an.

Der Kreml hat zur Entschärfung des Ukraine-Konflikts ein Treffen mit Washington auf höchster Ebene angeregt. Moskau hoffe auf ein Spitzentreffen zwischen Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden "in den kommenden Tagen", erklärte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow laut russischen Nachrichtenagenturen. Außenminister Sergej Lawrow warnte bei einem OSZE-Treffen zuvor vor einer Rückkehr zu einem "Alptraumszenario einer militärischen Konfrontation".

Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen im Ukraine-Konflikt hatten sich zuletzt deutlich verschärft. Angesichts eines massiven Aufmarschs russischer Streitkräfte an der Grenze zur Ukraine gibt es Befürchtungen, Russland könnte zu einem Militärschlag ausholen. Moskau weist dies zurück. Im Gegenzug wirft der Kreml der Ukraine vor, sich vom Westen militärisch ausrüsten zu lassen, und prangert Nato-Militärmanöver nahe der russischen Grenzen an. Das Bestreben der Ukraine, Nato-Mitglied zu werden, sorgt seit Jahren für Konflikte mit Russland.

Moskau warf Kiew zudem vor, seinerseits im Osten des Landes, wo ukrainische Streitkräfte gegen prorussische Separatisten kämpfen, 125.000 Soldaten zusammenzuziehen. Ein Kreml-Sprecher bezeichnete ukrainische Bestrebungen zur Rückgewinnung der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim als "direkte Bedrohung".

Jeder warnt jeden

Ein Treffen von Putin und Biden sei notwendig, erklärte der russische Vize-Außenminister Rjabkow. Die Lage sei "alarmierend", "unsere Probleme vervielfachen sich". Im Juni waren die beiden Staatschefs in Genf zu ihrem ersten und bisher einzigen Gipfeltreffen zusammengekommen.

US-Außenminister Antony Blinken und sein russischer Kollege Lawrow trafen sich am Rande eines OSZE-Treffens in Stockholm zu Gesprächen über den Ukraine-Konflikt. Lawrow warnte dabei eindringlich vor einer militärischen Konfrontation und warf der Nato vor, "ihre militärische Infrastruktur näher an die russischen Grenzen zu bringen".

Der Kreml werde "in naher Zukunft" Vorschläge zur Verhinderung einer Osterweiterung der Nato machen, erklärte Lawrow. Er forderte den Westen auf, diese zu prüfen. Bei seinem Gespräch mit Blinken in Stockholm sagte er dem US-Außenminister, Russland brauche "langfristige Sicherheitsgarantien", mit denen die Osterweiterung der Nato gestoppt werde.

Blinken sprach derweil erneut eine Warnung an Russland für den Fall eines Angriffs auf die Ukraine aus. Der US-Außenminister rief Moskau zugleich zur "Deeskalation" und "Diplomatie" auf. Die USA seien bereit, die "vollständige Umsetzung" des Minsker Friedensabkommens zu "erleichtern". Das Abkommen war nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 geschlossen worden und sollte den Konflikt in der Ostukraine befrieden. Es wurde jedoch nie vollständig umgesetzt.

Kiew will "Zurückhaltung üben"

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Vor seinem Treffen mit Lawrow hatte sich Blinken auch mit dem ukrainischen Außenminister Dmitri Kuleba beraten. Dieser sagte zu, Kiew werde "Zurückhaltung üben". Er rief die Verbündeten der Ukraine jedoch erneut auf, "ein Abschreckungspaket vorzubereiten", um Russland von möglichen militärischen Schritten abzuhalten.

In der Ukraine selbst nahmen die Spannungen weiter zu. Nach Angaben aus Kiew wurde ein ukrainischer Soldat bei Auseinandersetzungen mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes getötet. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB gab zudem die Festnahme dreier ukrainischer Spione bekannt. Einer der Agenten sei mit zwei improvisierten Sprengsätzen aufgegriffen worden, erklärte der FSB. Der ukrainische Geheimdienst SBU dementierte den Vorfall. Die russischen Anschuldigungen seien "gefälscht" und Teil eines "hybriden Krieges".

Quelle: ntv.de

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