Verbalattacken in Ukraine-Krise Russland warnt vor militärischer Konfrontation
02.12.2021, 13:23 Uhr
Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze lässt die Ukraine und ihre Verbündeten einen Militärschlag befürchten. Gleichzeitig wirft Moskau der NATO vor, immer näher an Russland heranrücken zu wollen - und warnt vor einem "Alptraumszenario".
Russland hat vor dem Hintergrund der Spannungen an der ukrainisch-russischen Grenze vor einer Rückkehr zu einem "Alptraumszenario einer militärischen Konfrontation" gewarnt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf der NATO bei einem OSZE-Treffen in Stockholm vor, "ihre militärische Infrastruktur näher an die russischen Grenzen zu bringen". Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch bereits eine klare Absage des Westens an eine weitere Osterweiterung der NATO gefordert.
Gleichzeitig bezeichnete Russland Bestrebungen der Ukraine zur Rückgewinnung der Halbinsel Krim als Bedrohung. "Wir sehen dies als eine direkte Bedrohung, die an Russland gerichtet ist", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Russland hatte 2014 die zur Ukraine gehörende Krim annektiert.
Vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen wollten sich US-Außenminister Antony Blinken und sein russischer Kollege Sergej Lawrow am Rande eines OSZE-Gipfels in Stockholm treffen. Angesichts eines massiven Aufmarschs der russischen Streitkräfte an der Grenze zur Ukraine gibt es Befürchtungen, Russland könnte zu einem Militärschlag ausholen. Moskau weist dies zurück. Im Gegenzug wirft der Kreml der Ukraine vor, sich vom Westen militärisch ausrüsten zu lassen, und prangert NATO-Militärmanöver nahe der russischen Grenzen an.
US-Minister verwechselt Russland mit Sowjetunion
Die USA wiederum planen eine international abgestimmte Reaktion auf eine mögliche Aggression Russlands gegenüber der Ukraine. "Alles, was wir tun, wird als Teil einer internationalen Gemeinschaft getan", sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul.
Am Mittwoch hatte US-Außenminister Antony Blinken beim NATO-Außenministertreffen in Riga Russland aufgefordert, seine Truppen von der Grenze zur Ukraine abzuziehen und im Falle einer Invasion mit härteten Wirtschaftssanktionen gedroht. "Sollte Russland den Weg der Konfrontation gehen, haben wir in Bezug auf die Ukraine deutlich gemacht, dass wir entschlossen reagieren werden, auch mit einer Reihe von wirkungsvollen wirtschaftlichen Maßnahmen, auf die wir in der Vergangenheit verzichtet haben."
Verteidigungsminister Austin äußerte sich zu Blinkens Stellungnahme nicht näher. Auf die Frage, ob solche Strafmaßnahmen rein wirtschaftlicher Natur wären, antwortete Austin lediglich, die "besten Methoden" würden angewandt. "Was immer wir tun werden, wird als Teil einer internationalen Gemeinschaft geschehen", sagte er. "Der beste Fall wäre es aber, wenn wir keinen Einmarsch der Sowjetunion in der Ukraine sehen würden." Der US-Verteidigungsminister bezeichnete dabei Russland versehentlich als Sowjetunion.
Die Ukraine drängt die NATO zur Vorbereitung von Sanktionen gegen Russland, um eine mögliche Invasion Zehntausender russischer Soldaten in Grenznähe zu verhindern. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sicherte in Riga der Ukraine die Unterstützung des Bündnisses für ihre territoriale Integrität zu und nannte weitere wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen Russland eine Option.
FSB verkündet Festnahme ukrainischer Spione
Inmitten der Spannungen nahm der russische Inlandsgeheimdienst FSB nach eigenen Angaben drei ukrainische Spione fest. Einer der Agenten sei mit zwei improvisierten Sprengsätzen aufgegriffen worden, erklärte der FSB. Unklar blieb, wo und wann die mutmaßlichen Spione festgenommen wurden. Die zwei anderen Agenten seien "in Russland eingetroffen, um Informationen zu sammeln und Foto- und Videoaufnahmen von Einrichtungen von strategischer Bedeutung und von Verkehrsinfrastrukturen zu machen". Im Fahrzeug der beiden wurden dem FSB zufolge Waffen sowie persönliche Schutzausrüstung gefunden.
Die beiden Männer hätten "gestanden, dass sie vom ukrainischen Geheimdienst SBU gegen eine Belohnung von 10.000 Dollar rekrutiert wurden". Russland vermeldet regelmäßig Festnahmen von Menschen, die als Spione oder "Saboteure" bezeichnet werden und für die Ukraine arbeiten sollen.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/rts