Politik

Mehr als 40 Tote bei Protesten Myanmar erlebt blutigsten Tag seit Putsch

Seit der Machtübernahme des Militärs Anfang Februar protestieren in Myanmar jeden Tag Zehntausende Menschen gegen die Junta.

Seit der Machtübernahme des Militärs Anfang Februar protestieren in Myanmar jeden Tag Zehntausende Menschen gegen die Junta.

(Foto: AP)

Die Gewalt in Myanmar nimmt kein Ende. Bei Demonstrationen gegen die brutale Militärjunta sterben an einem Tag mindestens 44 Menschen. Die Führung weitet das Kriegsrecht weiter aus. Eine Anhörung der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wird derweil verschoben.

Bei den Protesten in Myanmar sind erneut elf Menschen getötet worden. Die Sicherheitskräfte hätten wiederholt scharfe Munition gegen Demonstranten eingesetzt, sagten Augenzeugen. Bei dem bislang blutigsten Tag seit Beginn der Proteste waren am Sonntag 44 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) liegt die Gesamtzahl der Todesopfer seit dem Putsch Anfang Februar nun bei mehr als 120.

Nach dem gewaltsamen Einsatz der Sicherheitskräfte am Sonntag waren zunächst 38 Tote gemeldet worden. Die Hilfsorganisation AAPP teilte am Tag darauf mit, dass sechs weitere Todesfälle bestätigt worden seien. Auch am Montag gingen die Demonstranten wieder auf die Straßen. Elf Menschen wurden an mehreren Orten in den zentralen Regionen des Landes erschossen.

Die Militärführung verhängte außerdem das Kriegsrecht über vier weitere Stadtteile Yangons. Seit Sonntag galt dies bereits für zwei Stadtviertel der Metropole. Das mobile Internet war zwischenzeitlich abgeschaltet. Das Kriegsrecht ermöglicht unter anderem Verfahren gegen Festgenommene vor Militärgerichten. Den Beschuldigten drohen jahrelange Haftstrafen und Zwangsarbeit bis hin zu Todesstrafen.

UN: "Zusammenstehen in Solidarität"

Die Vereinten Nationen verurteilten die jüngste Gewalt gegen Demonstranten in Myanmar und verlangten mehr internationale Unterstützung für die Protestierenden. "Die internationale Gemeinschaft inklusive der regionalen Akteure muss zusammenstehen in Solidarität mit den Menschen in Myanmar und ihrem Streben nach Demokratie", erklärte die UN-Sondergesandte für das südostasiatische Land, Christine Schraner Burgener.

Sie verurteilte das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte. "Die anhaltende Brutalität auch gegen medizinisches Personal und die Zerstörung öffentlicher Infrastruktur untergraben die Aussicht auf Frieden und Stabilität." Die UN-Sondergesandte sprach von "herzzerreißenden Berichten von Tötungen, Misshandlungen von Demonstranten und Folter von Gefangenen", die ihr von Kontaktpersonen in Myanmar übermittelt worden seien.

Seit der Machtübernahme des Militärs Anfang Februar protestieren in Myanmar jeden Tag Zehntausende Menschen gegen die Junta. Die Sicherheitskräfte gehen mit Tränengas, Gummigeschossen und scharfer Munition gegen die Demonstranten vor.

Gerichtstermin nächste Woche

Die von der Militärjunta entmachtete De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sollte am Morgen vor Gericht erscheinen. Eine geplante Video-Anhörung Suu Kyis wurde dann aber auf den Mittwoch kommender Woche verschoben. Wie ihr Anwalt Khin Maung Zaw erläuterte, gab es für die geplante Video-Anhörung keine Internetverbindung.

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Die Militärführung wirft der 75-Jährigen vor, illegal elf Kilogramm Gold sowie umgerechnet gut 500.000 Euro angenommen zu haben. Ihr Anwalt hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer "Schmutzkampagne" gesprochen. Das Militär beschuldigt Suu Kyi zudem noch weiterer Vergehen, darunter Verstöße gegen Importbestimmungen und "Anstiftung zum Aufruhr".

Die chinesische Regierung rief Landsleute in Myanmar zur Vorsicht auf. Mehrere Firmen von Chinesen seien "zerstört, ausgeraubt und in Brand gesetzt worden", erklärte die chinesische Botschaft in Myanmar. Chinesische Bürger seien verletzt worden. Viele Demonstranten in Myanmar gehen davon aus, dass China die Junta unterstützt. Taiwan forderte seine Bürger auf, sie sollten vor ihren Geschäften Flaggen Taiwans hissen, um sich von chinesischen Unternehmen zu unterscheiden.

Quelle: ntv.de, chf/AFP

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