Antisemitismus in Deutschland Nach Anschlag in Halle wird Kritik an AfD laut
10.10.2019, 09:38 Uhr
Mit seiner Forderung nach einer 180-Grad-Wende in der deutschen Erinnerungspolitik empörte Höcke viele Menschen in Deutschland.
(Foto: imago images/Jens Jeske)
Der Anschlag von Halle, bei dem zwei Menschen sterben, richtet sich gegen die jüdische Gemeinde. Für den wachsenden Antisemitismus machen Politiker von CSU und SPD die AfD mitverantwortlich. Hierbei fällt vor allem der Name eines AfD-Vertreters, während Parteichef Meuthen den Anschlag verurteilt.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hält nach dem Anschlag eines mutmaßlichen Rechtsextremisten auf die Synagoge in Halle an der Saale auch Politiker der AfD für mitverantwortlich. "Das eine sind diese schrecklichen Gewalttäter, vor denen wir uns schützen müssen - das andere sind auch die geistigen Brandstifter", sagte Herrmann im Bayerischen Rundfunk. "Da sind in letzter Zeit auch einige Vertreter der AfD in unverschämter Weise aufgefallen", fügte er hinzu.
Namentlich nannte Herrmann den Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. "Höcke ist einer der geistigen Brandstifter, wenn es darum geht wieder mehr Antisemitismus in unserem Land zu verbreiten", sagte er und ergänzte: "Darüber müssen wir jetzt die politische Auseinandersetzung konsequent führen."
"Es ist die Hetze der AfD, die dem Rechtsextremismus eine politische Stimme gab. Durch diese Hetze fühlen sich einzelne Verbrecher legitimiert, ihre Grausamkeiten zu begehen", erklärte auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Der Bewerber um den SPD-Parteivorsitz schrieb: "Die AfD trägt eine große Mitschuld."
Scharfe Kritik von Friedman
Der ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, äußerte sich ähnlich: "Judenhass und Menschenhass hat eine politische Heimat in der größten Oppositionspartei im Bundestag und in allen Landtagen." Das führe zu einer Verrohung und Enthemmung in der Gesellschaft, sagte er im ZDF.
Die Idee von "Springerstiefel und Glatze" sei heute ersetzt worden durch ein gesellschaftspolitisches Umfeld, in dem die Leute den letzten gewaltsamen Schritt nicht wollten, aber bei den Anfangsschritten dahin "passiv zugehört" hätten.
Der Täter von Halle hatte am Mittwoch nahe der Synagoge einen Mann und eine Frau erschossen. Zudem versuchte er offenbar, in das Gotteshaus einzudringen. In dem Gebäude hielten sich zu Jom Kippur 70 bis 80 Menschen auf. Der Angreifer filmte seine Tat und übertrug sie live im Internet. Der Tatverdächtige wurde später festgenommen.
Meuthen verurteilt Anschlag
Der AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen distanzierte sich in einem Facebook-Beitrag von dem Anschlag: "Jüdisches Leben in Deutschland ist elementarer Bestandteil unserer Identität und wird dies immer bleiben. Wir von der Alternative für Deutschland werden dieses jüdische Leben gegen seine Feinde mit Zähnen und Klauen verteidigen."
Meuthen machte in seinem Beitrag ein allgemeines Problem mit Extremismus in Deutschland aus. Er verwies dabei auf den Angriffsversuch eines psychisch kranken Syrers vor einer Woche in Berlin, auf islamistische und linke Gewalt sowie die seines Erachtens undemokratische Klimabewegung Extinction Rebellion. Ebenfalls auf Facebook erklärte Höcke: "Jeden anständigen Menschen muss diese Tat anwidern. Denn wer seinem Land verbunden ist, will keinen Bürgerkrieg und keine verrohte Gesellschaft, die solche Monster hervorbringt."
Quelle: ntv.de, mba/shu/AFP