"Regelrecht zerredet" Nachfrage nach Wärmepumpen sinkt drastisch
16.07.2023, 09:40 Uhr Artikel anhören
Krieg und Gaskrise, war da was? Offenbar lässt die deutsche Angst vor einem Gasmangel nach - mit Folgen für die Wärmewende. Einem Bericht zufolge werden nur noch halb so viele Förderanträge für neue Wärmepumpen eingereicht wie vor einem Jahr.
Die Wärmewende in Deutschland droht ins Stocken zu geraten. Dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge sind in der ersten Hälfte dieses Jahres nur 48.804 Förderanträge für neue Wärmepumpen eingegangen, wie der "Spiegel" schreibt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es dem Bericht zufolge 97.766. Im Juni 2023 lag die Zahl der Anträge mit etwa 7500 wieder auf dem Niveau von vor dem Ukrainekrieg.
Fachleute führen die Zurückhaltung laut dem "Spiegel" auf mehrere Gründe zurück. Im Vergleich zu 2022 ist die Sorge vor einem Gasmangel in den Hintergrund getreten, der Staat hat die Energiekosten gedeckelt, die Gaspreise haben sich beruhigt. Hinzu kommt die andauernde Debatte um das Gebäudeenergiegesetz. Viele Hausbesitzer werden erst mit Abschluss der kommunalen Wärmeplanung in ihrer Gemeinde erfahren, welche Heiztechnologien vor Ort künftig möglich sind.
Dabei sei die Wärmepumpe in den vergangenen Wochen "regelrecht zerredet" worden, klagte Volker Weinmann vom japanischen Hersteller Daikin gegenüber dem Magazin. Obendrein hat die Bundesregierung in Aussicht gestellt, die Förderung im nächsten Jahr auf bis zu 70 Prozent der Kosten eines Heizungstausches zu erhöhen.
Warnung vor langen Wartezeiten
Beobachter warnen vor Problemen, falls die Nachfrage nach Wärmepumpen erst zum Erliegen kommen und dann plötzlich rasant steigen sollte. "Dann wird es zu noch längeren Wartezeiten und mehr Frustration kommen", sagte Karl Dienst, Gründer des Kölner Energiedienstleisters Wegatech, dem Blatt. In der Zwischenzeit lassen sich Verbraucher wieder mehr neue Gas- und Ölthermen einbauen. Europas größter Gasheizungshersteller Vaillant etwa meldet eine höhere Nachfrage nach Gasheizungen als im vergangenen Jahr.
Das Wirtschaftsministerium gibt sich gelassen. "Wenn der Auftragsberg aus dem vergangenen Jahr umgesetzt ist, werden auch die Anträge wieder steigen", wird das Haus von Robert Habeck zitiert. Außerdem dürften einige Verbraucher abwarten, dass Wärmepumpen günstiger werden, sobald die Produktion hochläuft.
Quelle: ntv.de, ghö