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Prigoschins Marsch nach Moskau Nawalny: Niemand wollte Putin verteidigen

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Allein auf weiter Flur? Laut Putin hat die russische Gesellschaft den Aufstand geschlossen abgelehnt.

Allein auf weiter Flur? Laut Putin hat die russische Gesellschaft den Aufstand geschlossen abgelehnt.

(Foto: AP)

Erst 200 Kilometer vor Moskau stoppt die Wagner-Truppe ihren Aufstand und stieß zuvor nicht auf viel Widerstand. Laut Kremlgegner Nawalny gab es um Putin herum "keine nationale Einheit". Der Kremlchef habe zudem viele der verurteilten Verbrecher aus Prigoschins Truppe einst selbst begnadigt.

Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Söldneraufstand vor wenigen Tagen mangelnden Rückhalt in der Bevölkerung attestiert. "In dem Moment, in dem Militärkolonnen nach Moskau fuhren, um es zu besetzen, stand niemand auf, um Putin zu verteidigen", ließ Nawalny über sein Team in sozialen Netzwerken mitteilen. "Es gab um ihn (Putin) herum keinerlei nationale Einheit." Der Kremlchef sei offenbar noch unpopulärer in der Bevölkerung als der aufständische Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, meinte Nawalny.

"Für Russland gibt es keine größere Bedrohung als das Putin-Regime", fügte der 47 Jahre alte Oppositionspolitiker hinzu, der international als politischer Gefangener gilt. Schließlich habe der Präsident viele der verurteilten Verbrecher, die für Prigoschins Truppe kämpften, einst selbst begnadigt. "Putins Regime ist für das Land so gefährlich, dass selbst sein unvermeidlicher Zusammenbruch das Risiko eines Bürgerkriegs mit sich bringt."

Prigoschin, dessen Söldner zuvor monatelang an der Seite der regulären russischen Armee in der Ukraine gekämpft hatten, hatte am vergangenen Samstag einen lange schwelenden Machtkampf innerhalb der russischen Militärführung eskalieren lassen. Die Wagner-Kämpfer besetzten erst die südrussische Stadt Rostow am Don und marschierten dann weiter in Richtung Moskau. Ihr praktisch ungehinderter Vormarsch stoppte erst gut 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt.

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In Rostow am Don wurde die Söldnertruppe bejubelt. Videos zeigen, wie Fahrzeuge mit Söldnern bei ihrem Abzug von Applaus und "Wagner, Wagner"-Sprechchören begleitet wurden. Prigoschin winkte aus dem offenen Fenster eines SUVs und schüttelte Hände.

Später behauptete Putin in einer Fernsehansprache, die russische Gesellschaft habe sich als geschlossen erwiesen in ihrer Ablehnung des Aufstands. Der Kremlchef dankte am Dienstag Sicherheitskräften in Moskau, die "de facto einen Bürgerkrieg verhindert" hätten. In einer Schweigeminute gedachte er der bei dem Aufstand getöteten russischen Soldaten.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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