Tod Tausender Soldaten "sinnlos" Nawalny: Putin will Vermächtnis eines "Eroberungszaren"
20.02.2023, 17:44 Uhr Artikel anhören
Putin wolle "um jeden Preis an der Macht" bleiben, sagte Nawalny.
(Foto: picture alliance / SvenSimon-TheKremlinMoscow)
Nawalny erkennt in Präsident Putins Machtstreben den Grund für Russlands Invasion in die Ukraine. Er sieht in den Eroberungsfantasien eine Art Ablenkungsmanöver von innenpolitischen Problemen. Putins Eroberungspläne würden jedoch fehlschlagen, prognostiziert der Kreml-Kritiker.
Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat eine militärische Niederlage Russlands in der Ukraine als "unvermeidlich" bezeichnet. "Die endgültige militärische Niederlage kann zum Preis des Lebens Hunderttausender Reservisten noch hinausgezögert werden, letztlich ist sie aber unvermeidlich", erklärte Nawalny in einer von seinem Team in Onlinenetzwerken veröffentlichten Botschaft.
Die Äußerungen des seit zwei Jahren in Russland inhaftierten Oppositionspolitikers wurden vier Tage vor dem ersten Jahrestag der Offensive in der Ukraine verbreitet. Darin erläuterte der 46-Jährige ausführlich die Gründe für seine Ablehnung des Militäreinsatzes im Nachbarland. "Die Kombination aus Angriffskrieg + Korruption + Inkompetenz der Generäle + schwacher Wirtschaft + Heldentum und hoher Motivation jener, die sich verteidigen, kann nur zu einer Niederlage führen", argumentierte Nawalny. Die Leben von "Zehntausenden russischen Soldaten seien sinnlos ruiniert" worden.
Der Oppositionelle führte aus, die "wahren Gründe" der Offensive seien politische wie wirtschaftliche Probleme innerhalb Russlands und das Bestreben von Kreml-Chef Wladimir Putin, "um jeden Preis an der Macht zu bleiben" und das Vermächtnis eines "Eroberungszaren" zu hinterlassen. Nawalny beklagte, dass Zehntausende unschuldige Ukrainer getötet worden seien.
"Man sollte die Ukraine in Frieden lassen"
Er fordert zudem, die Grenzen der Ukraine so zu akzeptieren, wie sie beim Zerfall der Sowjetunion 1991 vereinbart worden waren - und somit auch die von Russland 2014 annektierte Halbinsel Krim als ukrainisches Territorium anzuerkennen. Nawalny war in der Vergangenheit von Kreml-Kritikern wiederholt bezichtigt worden, die Annexion der Krim zu unterstützen.
"Man sollte die Ukraine in Frieden lassen und ihr die Möglichkeit geben, sich so zu entwickeln, wie ihr Volk es will", schrieb er nun und forderte den Abzug der russischen Truppen. "Den Krieg fortzusetzen, ist ein Schrei von Hilflosigkeit, aber ihn zu beenden, ist eine Geste der Stärke", betonte er.
Nawalny war im Januar 2021 verhaftet worden. Zuvor war er von Deutschland, wo er sich von einem Giftanschlag erholt hatte, zurück nach Russland geflogen. Später wurde er wegen Betrugs zu neun Jahren Haft verurteilt. Er weist die Vorwürfe zurück.
Quelle: ntv.de, lve/AFP