Trotz Vergiftung und Repression Nawalny erklärt seine Rückkehr in Putins Russland
17.01.2024, 16:52 Uhr Artikel anhören
Nawalny war sich der Konsequenzen seiner Rückkehr nach Russland bewusst.
(Foto: dpa)
Seit genau drei Jahren wird Kremlgegner Nawalny in russischen Gefängnissen und Lagern drangsaliert. Doch zeigt er sich ungebrochen und antwortet auf die Frage, warum er nach seiner Vergiftung überhaupt nach Russland zurückgekehrt ist.
Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist eigenen Angaben nach bewusst vor drei Jahren in seine Heimat zurückgekehrt und hat sich einsperren lassen. Er werde oft gefragt, warum er nicht im Ausland geblieben sei, ließ Nawalny am dritten Jahrestag der Rückkehr auf der Plattform X schreiben. Seine Antwort sei immer: "Ich habe mein Land und meine Überzeugungen."
Wer in Russland dafür einstehen wolle, müsse notfalls bereit sein, in Einzelhaft zu sitzen. "Natürlich bin ich nicht gerne dort. Aber ich werde weder meine Ideen noch meine Heimat aufgeben." Und für diese müsse man notfalls Opfer bringen. "Mit meiner Rückkehr nach Russland habe ich mein Versprechen gegenüber den Wählern erfüllt. Es muss doch Menschen in Russland geben, die sie nicht anlügen."
Die Frage nach seiner Rückkehr führe zu einer Frustration, heißt es in dem Post weiter. Zum einen, weil er nicht die richtigen Worte finde, um den ständigen Fragen ein Ende zu setzen. Zum anderen sei er frustriert über die politische Landschaft der vergangenen Jahrzehnte in Russland. "Diese Landschaft hat Zynismus und Verschwörungstheorien so tief in der Gesellschaft verankert, dass die Menschen von Natur aus einfachen Motiven misstrauen."
Auch Putins Herrschaft vergeht irgendwann
Zugleich zeigt sich der 47-Jährige optimistisch: Die Herrschaft von Präsident Wladimir Putin werde vergehen. Seine Forderung nach einer anderen Führung sei nicht exotisch, sektiererisch oder radikal. Wer Macht habe, müsse sie auch wieder abgeben. "Der beste Weg, um einen Anführer zu wählen, sind ehrliche und freie Wahlen."
Nachdem er in Deutschland von den Folgen eines Giftanschlags in Russland behandelt worden war, kehrte Nawalny am 17. Januar 2021 nach Russland zurück und wurde noch am Flughafen verhaftet. Im vergangenen Dezember war der als politischer Gefangener eingestufte Politiker über mehrere Wochen verschwunden. Im Nachhinein erwies sich, dass die Justiz ihn aus dem europäischen Teil Russlands in ein Straflager im hohen Norden Sibiriens verlegt hat.
Nawalny vermutet, dass er dort vor der anstehenden sogenannten Wahl zum Präsidenten im März möglichst isoliert werden soll. Dabei ist es so gut wie sicher, dass sich Putin dann im Amt bestätigen lassen wird. Seine Konkurrenten sind ausgeschaltet, eine freie Medienlandschaft gibt es in Russland nicht, jede Kritik am Kreml wird massiv unterdrückt.
In Brüssel forderte die EU anlässlich des Jahrestags die sofortige Freilassung Nawalnys und anderer politischer Gefangener in Russland.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa