Wohl auch Kinderporno entdeckt Nazi-Symbole: Behörden ermitteln gegen fünf Polizisten
02.08.2023, 19:53 Uhr Artikel anhören
In den vergangenen sechs Jahren sind bei der nordrhein-westfälischen Polizei 105 rechtsextremistische Verhaltensweisen geahndet worden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Derzeit wird in NRW gegen eine Gruppe junger Polizisten ermittelt. Sie sollen via Chat Nazi-Symbole ausgetauscht haben. Bei einem der Beamten entdecken die Behörden zudem ein Video, bei dem es sich um Kinderpornografie handeln könnte. Innenminister Reul äußert sich zu dem Fall zurückhaltend.
Erneut stehen junge Polizisten in NRW unter Verdacht, während ihrer Ausbildung in Chats Nazi-Symbole ausgetauscht zu haben. Die fünf Beamten im Alter zwischen 22 und 25 Jahren sind laut der zuständigen Essener Staatsanwaltschaft auch verdächtig, ein Video zu besitzen, das in den Bereich der Kinderpornografie falle. Um mögliche Beweise zu sichern, seien im Laufe des Tages Privaträume und Arbeitsplätze der Beschuldigten durchsucht worden. Die Ermittlungen und Auswertungen dauerten an.
Die Vorwürfe beziehen sich demnach auf einen Tatzeitraum, in dem sich die Männer noch in der Ausbildung befanden. Danach waren drei von ihnen bis zuletzt am Polizeipräsidium Recklinghausen und jeweils einer bei der Polizeibehörde in Kleve am Niederrhein und Borken im Münsterland tätig. Es handelt sich wohl um Polizeikommissare und Beamte auf Probe. Das Polizeipräsidium Recklinghausen teilte mit, es seien zudem diskriminierende und menschenverachtende Inhalte in den Chats verbreitet worden.
Die Vorwürfe seien derart gravierend, so Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen, dass sie den drei Beamten in Recklinghausen das Führen der Dienstgeschäfte verboten habe. Solches Gedankengut habe bei der Polizei nichts zu suchen, so Zurhausen.
Zweifel an charakterlicher Eignung
Mit einem Verbot zum Führen der Dienstgeschäfte ist zudem der Beamte aus Borken belegt worden. Sein Kollege aus Kleve wurde intern versetzt. Diese beamtenrechtlichen Maßnahmen bezeichnete NRW-Innenminister Herbert Reul als "im Augenblick die richtige Konsequenz". Der Polizeiberuf erfordere ein besonderes Maß an Vertrauen, Achtung, Integrität, so Reul weiter.
"Junge Beamte müssen, genau wie ältere, ohne jeden Zweifel für Recht, Gesetz und die Werte unserer Verfassung eintreten. Wer Inhalte verbreitet, wie sie jetzt im Raume stehen, lässt allerdings erhebliche Zweifel an seiner charakterlichen Eignung aufkommen", sagte der CDU-Politiker. Die strafrechtliche Würdigung sei Angelegenheit der Justiz, bis zum Verfahrensabschluss gelte die Unschuldsvermutung.
Einer von vielen Fällen
Laut Sprecherin der ermittelnden Staatsanwaltschaft Essen gehen die Verdachtsfälle zurück auf ein laufendes Verfahren gegen einen weiteren jungen, inzwischen ehemaligen Polizisten. Er stehe ebenfalls im Verdacht, verfassungsfeindliche Symbole und Kinderpornografie verbreitet zu haben.
Er war nach einigen Monaten als junger Kommissar am Polizeipräsidium Recklinghausen wegen charakterlicher Nichteignung entlassen worden, sagte ein Polizeisprecher von dort. Hintergrund seien auch die strafrechtlichen Vorwürfe gegen ihn. In der nordrhein-westfälischen Polizei sind jüngsten Ministeriumsangaben von Ende Juli zufolge in den vergangenen sechs Jahren 105 rechtsextremistische Verhaltensweisen geahndet worden.
Die Zahl der nicht straf- oder dienstrechtlich relevanten Hinweise lag allerdings mit 189 deutlich höher. Die Rechtslage sei so, dass Verhaltensweisen in Chats unter Kollegen als nicht-öffentlich gelten und nur schwer als Volksverhetzung zu verfolgen seien. Dies führe im Ergebnis dazu, dass Polizisten trotz des Postens offenkundig rassistischer oder rechtsextremistischer Inhalte nicht strafrechtlich belangt werden können, hieß es dazu aus dem Innenministerium.
Quelle: ntv.de, tkr/dpa