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Vermittler reisen erfolglos ab Nigers Nachbarstaaten erwägen Einmarsch

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Ein Protest zur Unterstützung der Putschisten in Nigers Hauptstadt Niamey. Vergangene Woche stürzte eine Militärjunta den demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum.

Ein Protest zur Unterstützung der Putschisten in Nigers Hauptstadt Niamey. Vergangene Woche stürzte eine Militärjunta den demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum.

(Foto: REUTERS)

Die Lage im Niger verschärft sich. Vermittlungsgespräche scheitern nach Angaben Nigerias am Unwillen der Putschisten. Die benachbarten ECOWAS-Staaten beraten nun, ob sie die angedrohte Militärintervention wahrmachen. Derweil warnt Russland die USA davor, sich einzumischen.

In Westafrika steigen die Spannungen vor einer Entscheidung über einen Einsatz militärischer Gewalt zur Beendigung des Putsches im Niger. Der Präsident des Nachbarlandes Nigeria, Bola Tinubu, hat Medienberichten zufolge den Senat seines Landes um Zustimmung für ein militärisches Eingreifen im Niger gebeten. Tinubu, der auch der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS vorsitzt, habe für "die militärische Aufrüstung und den Einsatz von Personal für militärische Interventionen" plädiert, sollten sich die neuen Militärmachthaber im Niger nicht auf Verhandlungen einlassen, hieß es.

Die Verteidigungsminister mehrerer Staaten der Region wollten sich noch heute dazu äußern, ob mit einer militärischen Intervention die Demokratie im Niger wiederhergestellt werden soll. Vermittlungsbemühungen einer ECOWAS-Delegation im Niger sind nach Angaben aus Nigeria offenbar gescheitert. Die ECOWAS hat mit einem Militäreinsatz gedroht, sollte der von den Putschisten gestürzte Präsident Mohamed Bazoum nicht bis Sonntag wieder in sein Amt zurückgekehrt sein.

Bazoum selbst rief die USA und die internationale Gemeinschaft dazu auf, die verfassungsgemäße Ordnung in seinem Land wieder herzustellen. In einem Beitrag für die "Washington Post" erklärte er, er sei eine Geisel der Militärs. Ein erfolgreicher Putsch in Niger werde verheerende Folgen haben für sein Land, die Region und die ganze Welt.

Putschisten drohen mit Gegenschlag

Der demokratisch gewählte Bazoum war vergangene Woche von der Präsidentengarde gestürzt worden, das nigrische Militär hat sich dem Putsch angeschlossen. An Donnerstagabend hatte die nigrische Armee eine Reihe von Kooperationsvereinbarungen mit Frankreich aufgekündigt und damit Hoffnungen auf eine Rückkehr zum Status quo vor dem Putsch gedämpft.

Der seit wenigen Tagen amtierende Chef der Militärregierung, Abdourahamane Tiani, lehnt Konzessionen ab und hat vor einem Angriff auf den Niger gewarnt. Dies werde einen sofortigen Gegenschlag auslösen. Tiani wird von den Militärregierungen in Mali und Burkina Faso unterstützt.

Ein anonym bleiben wollender Mitarbeiter des nigerianischen Präsidenten berichtete, die ECOWAS-Delegation sei aus dem Niger abgeflogen, die Verhandlungen mit Vertretern der Militärs am Flughafen seien erfolglos gewesen. "Alle unsere Bemühungen, den Führer der Junta zu treffen, scheiterten. Er schickte lieber eine fünfköpfige Vertretung zu einem Treffen mit uns", sagte der Mitarbeiter. "Nach dem Treffen, das um Mitternacht endete, sagten sie, sie hätten alles gehört, was wir zu sagen hatten, und würden sich bei uns melden. Wir haben Niamey sofort verlassen."

Russland: Einmischung verschlechtert Lage

Russland warnte derweil, jede Einmischung von Staaten wie den USA, die nicht aus der Region stammen, würden die Lage in Niger verschlechtern. Man sei aber für eine Rückkehr zur Verfassungstreue, erklärte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat allerdings bereits vor einer Woche den Umsturz begrüßt und den nigrischen Militärs seine Hilfe angeboten.

Bazoum warnte in der "Washington Post": "Mit einer offenen Einladung der Putschisten und ihrer regionalen Verbündeten könnte die gesamte zentrale Sahelzone über die Wagner-Gruppe unter russischen Einfluss geraten." Wagner-Söldner sind bereits in Mali und anderen westafrikanischen Ländern aktiv.

Alle ausreisewilligen Deutschen aus dem Land

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In Berlin teilte die Bundesregierung mit, alle ausreisewilligen Deutschen hätten den Niger verlassen. Die Lage sei in Fluss. Vieles deute darauf hin, dass der Putsch eine "sehr improvisierte Natur" gehabt habe. Vor allem die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hatte Evakuierungsflüge gestartet, bei denen auch Deutsche mitgeflogen waren. Wegen seines Uran- und Ölreichtums und seiner zentralen Rolle im Kampf gegen islamistische Extremisten in der Sahelzone ist Niger von strategischer Bedeutung für die USA, China, Europa und Russland.

Frankreich hat 1000 bis 1500 Soldaten im Niger für den Kampf gegen Islamisten stationiert. Auch die USA, Deutschland und Italien hatten Truppen in das Land verlegt. Westliche Staaten haben bislang mit Sanktionen auf den Putsch reagiert und ihre Hilfen gekürzt. Der Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt und auf auswärtige Unterstützung angewiesen.

Quelle: ntv.de, mdi/rts

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