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Moskau meldet erneut Abzug OSZE: Artillerie-Beschuss in Ost-Ukraine

Satellitenbilder eines russischen Konvois auf der Krim

Satellitenbilder eines russischen Konvois auf der Krim

(Foto: via REUTERS)

In der Ost-Ukraine kommt es offenbar zu einem Artilleriebeschuss. Dabei wird nach ukrainischen Angaben ein Kindergarten getroffen. Russland kündigt indes einen weiteren Truppenrückzug an, der Westen bleibt skeptisch. "Wir haben keinen Rückzug der Streitkräfte gesehen", sagt US-Außenminister Blinken.

In der Ost-Ukraine ist es nach Darstellung der OSZE-Beobachter vor Ort zu Gefechten gekommen. Demnach habe es einen Artillerie-Beschuss gegeben, wie es aus diplomatischen Kreisen unter Berufung auf die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hieß.

Das ukrainische Militär berichtete, aus dem Gebiet der pro-russischen Separatisten sei bei Luhansk auf eine Ortschaft geschossen worden. Dabei sei ein Kindergarten getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben. Die ukrainische Armee dementierte zugleich einen Beschuss von Stellungen pro-russischer Separatisten. Obwohl man mit Artillerie beschossen worden sei, sei das Feuer nicht erwidert worden, sagte ein Sprecher der Regierungstruppen.

Ein ranghoher ukrainischer Regierungsvertreter sagte, die jüngsten Beschüsse aus dem Osten des Landes passten nicht in die Art der üblichen Verletzungen der Waffenruhe. Es sähe vielmehr nach einer "Provokation" aus. Zugleich beschuldigte die Ukraine Russland, das Abkommen von Minsk gebrochen zu haben. "Es wurde zivile Infrastruktur beschädigt. Wir rufen alle Partner auf, diese schwere Verletzung der Minsker Vereinbarungen in dieser ohnehin angespannten Sicherheitslage zu verurteilen", sagt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba.

Die von Russland unterstützten Rebellen warfen ukrainischen Truppen dagegen vor, ihr Territorium angegriffen zu haben. Die Streitkräfte hätten bei vier Angriffen in den vergangenen 24 Stunden Mörser, Granatwerfer und ein Maschinengewehr eingesetzt, erklärten Vertreter der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk. Von unabhängiger Stelle konnten die Darstellungen beider Seiten weder bestätigt noch dementiert werden.

Russland: Weitere Truppen werden zurückgezogen

Russland zog indes nach eigenen Angaben weitere Soldaten von der annektierten Krim ab. "Einheiten des südlichen Militärbezirks, die ihre taktischen Übungen auf dem Truppenübungsplatz auf der Halbinsel Krim beendet haben, kehren mit dem Zug zu ihren Heimatstützpunkten zurück", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Fernsehbilder zeigten einen mit Militärfahrzeugen beladenen Zug beim Überqueren einer Brücke, welche die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel mit dem Festland verbindet.

Moskau hatte am Dienstag bereits den Abzug eines Teils seiner Truppen von der ukrainischen Grenze angekündigt. Am Mittwoch erklärte Russland die Übungen auf der Krim für beendet und verkündete den Beginn des Truppenabzugs.

USA beklagen Truppenaufstockung

Der Westen reagierte skeptisch auf die Ankündigungen Moskaus. US-Außenminister Antony Blinken sagte in einem Interview mit MSNBC: "Es gibt das, was Russland sagt. Und dann gibt es das, was Russland tut. Und wir haben keinen Rückzug der Streitkräfte gesehen." Es seien Einheiten zu beobachten, die sich auf die Grenze zubewegten und nicht von der Grenze weg. Die US-Regierung wirft Russland vor, seine Truppen an der Grenze zur Ukraine weiter aufzustocken. In den "zurückliegenden Tagen" habe Russland rund 7000 zusätzliche Soldaten in die Nähe der ukrainischen Grenze gebracht, sagte ein ranghoher Beamter des Weißen Hauses.

Diesen Eindruck gewann auch der britische Geheimdienst. "Wir haben keine Beweise dafür gesehen, dass Russland seine Truppen von den Grenzen der Ukraine abgezogen hat. Im Gegensatz zu seinen Beteuerungen baut Russland seine militärischen Fähigkeiten in der Nähe der Ukraine weiter aus", sagte Generalleutnant Jim Hockenhull vom Nachrichtendienst des Militärs. "Russland verfügt über die militärische Stärke für eine Invasion in die Ukraine."

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Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die russische Darstellung eines teilweisen Truppenanzugs aus dem Grenzgebiet zurück. Der "Bild"-Zeitung sagte Selenskyj: "Wir glauben nicht, was wir hören, sondern nur das, was wir sehen. Bislang gibt es für einen Truppen-Abzug keine Bestätigung." Ähnlich klang NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. "Es gibt Signale aus Moskau, dass die Diplomatie fortgesetzt werden könnte, aber bislang haben wir keine Anzeichen für einen Rückzug oder eine Deeskalation gesehen", sagte Stoltenberg an diesem Donnerstag in Brüssel.

Der Westen ist angesichts des russischen Truppenaufmarschs äußerst besorgt. Befürchtet wird, dass die Verlegung Zehntausender Soldaten der Vorbereitung eines Kriegs dienen könnte. Russland weist das zurück.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP/rts/dpa

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